Autoreninterview mit Wolfgang Panning


Autorensteckbrief
Name: Wolfgang Panning

Wohnort: Hoyerhagen (Niedersachsen)

Erstes veröffentlichtes Spiel:
Knock Out (TM-Spiele 1994)

Ausgezeichnete Spiele:
Hexenrennen: SdJ 2001: Auswahlliste
Kardinal: SdJ 2000: Auswahlliste
Knock Out:DSP 1994: 8. Platz
Ole: à la Carte 1996: 6. Platz
Paparazzo: à la Carte 1994: 8. Platz
Port Royal: SdJ 2000: Auswahlliste / à la Carte 2000: 6. Platz

Zur Ludographie von Wolfgang Panning


Wolfgang Panning, Dirk Baumgart und Dominik Krister (v.r.n.l) auf der Spielwarenmesse in Nürnberg 2005.


Goodgameguide: Können sie sich noch daran
erinnern, was das erste Spiel war, das sie jemals gespielt haben?                                                                                         

Wolfgang Panning: Mensch ärgere Dich nicht! .

Goodgameguide: Wie sind sie zum Spieleerfinden gekommen? Gab es da ein konkretes Ereignis in ihrem Leben?

W.P.: Ich denke jeder Autor kommt über den Spaß am Spielen auf die Idee so was auch mal selber zu machen. Wir haben als Kinder häufig Spiele geschenkt bekommen, und manchmal auch welche, an denen mir irgendetwas nicht gefiel. Also habe ich versucht die Regeln zu ändern – da war es für mich nur noch ein kleiner Schritt sich selbst ein komplettes Spiel auszudenken. Als 15jähriger habe ich meine ersten eigenen Spiele zu Ravensburger geschickt und sie (fast) kommentarlos zurückbekommen. Da hatte ich schnell keine Lust mehr und war mit anderen Dingen kreativ - wie Trickfilme und  in Bands Musik machen. Den Brett- und Kartenspielen bin ich aber als Spieler stets treu geblieben. Irgendwann, mit Anfang 30 ist mein letztes Musikprojekt in die Brüche gegangen und da habe ich mich an meine Versuche Brettspiele zu entwickeln erinnert. Das war vor knapp 15 Jahren….

Goodgameguide: Gibt es bestimmte Situationen, Tageszeiten oder Musik, bei denen sie die besten Ideen für ein Spiel haben?

W.P.: Spieleideen verfolgen mich einfach. Sie springen mich an - unter der Dusche, beim Autofahren, im Büro – ich muss danach nur den Dreh finden sie auszuarbeiten und das braucht Zeit. Wenn ich die Zeit nicht relativ schnell finde, verblasst die Idee wieder und verschwindet.

Goodgameguide: Bei der Entwicklung, was ist zuerst da? Die Idee zum Mechanismus oder zum Thema des Spiels?

W.P.: Als Urknall ist beides möglich. In der Ausarbeitung bedarf es immer weiterer neuer Ideen und daraus folgt dann ein Wechselspiel: Das Thema ruft nach zusätzlichen Spielelementen und spielwichtige Mechanismen verändern ihrerseits die thematischen Umsetzung im Detail.

Goodgameguide: Auf der „Spiel 2004“ haben sie uns sehr ausführlich und mit Begeisterung den Hintergrund über die Entwicklung der Handwerkszünfte von Flandern erzählt - interessieren sie historische Themen besonders oder lassen sich diese besonders gut in Spielideen verarbeiten?


W.P.: Bei Flandern war dieses Wechselspiel besonders ausgeprägt. Die Geschichte der Menschheit ist eine echte Fundgrube für Spielethemen und unbearbeitete Themen dürften wohl fast jeden Autoren interessieren. Die Historie ist aber nur ein Teil meiner Spielwelt. Literatur- und Alltagsthemen find ich genauso spannend.

Goodgameguide: Gibt es Personen die sie bei ihrer Arbeit besonders schätzen?

W.P.: Auf jeden Fall. Ich habe ein klasse Team von Testspielern. Wir treffen uns regelmäßig im Tagungshaus Drübberholz um dort zu spielen, nicht nur meine Protos. Später, wenn ein Spiel einen Verlag gefunden hat, wird ein guter Kontakt zum Redakteur sehr wichtig. Auch dort habe ich gute - zum Teil auch sehr gute - Erfahrungen gemacht und jede Menge dazugelernt.

Goodgameguide: Warum leiten sie Autorenworkshops? Was ist ihnen dabei wichtig?

W.P.: Die Autorenseminare und -workshops im Tagungshaus Drübberholz sind eine Idee von Andrea Meyer. Sie hatte vor Jahren den Friedemann Friese und mich (ohne viel Mühe) dazu überredet, gemeinsam dieses Projekt ins Leben zu rufen. Wir beschäftigen uns dort sowohl mit theoretischen als auch mit ganz praktischen Themen rund ums Spielemachen. Dabei treffen erfahrene Autoren, die sich austauschen wollen, auf „Neulinge“, die noch nie was verlegt haben.

Alle kommen aus ihren Schneckenhäusern und lernen von einander. Kooperationen entstehen. Die Liste der Spiele, die dort weiterentwickelt wurden und schließlich erschienen sind, ist lang!  Mittlerweile fühlen sich ein gutes Dutzend bekannterer Autoren diesem Treffen verbunden. Ich persönlich tanke dort Energie – 2 ½  Tage mit wirklich interessierten Leuten über Spiele reden – da gehe ich am Ende hochmotiviert nach hause.

Goodgameguide: Macht ihnen die Entwicklung von Alhambra-Erweiterungen immer noch Spaß? Wenn ja warum?

W.P.: Ich bin ein großer Fan von Dirks Spiel – schon aus „Stimmt so“- Zeiten und bin sehr stolz darauf, dass Verlag und Autor mir diese Job angeboten haben. Zudem ist es eine sehr angenehme Zusammenarbeit. Wir haben im Frühsommer das Modulset Nr.4 zusammengestellt. Ich finde es ist noch besser als Nr.3 und das macht dann – Hand aufs Herz -  wirklich Spaß.

Goodgameguide: Wenn sie mit Dirk Henn an einer Erweiterung tüfteln, sind sie dann meistens einer Meinung oder gibt es auch schon mal angeregte Diskussionen?

W.P.: Wir tüfteln beide getrennt. Zwei Teams arbeiten an eigenen Modulen. Jeder weiß zwar, was der andere gerade ausprobiert, es aber wird ohne Interventionen entwickelt. Wenn wir insgesamt 7 bis 8 Modulvorschläge beisammenhaben, treffen wir uns in Troisdorf und spielen alles durch. Verlag und Autoren einigen sich gemeinsam auf das neue 4er Set. Danach geht es in beide Teams und die Feinabstimmung der Module zueinander wird durchdacht und ausgetestet. Klar gibt es Details zu diskutieren, aber in angeregter und nicht in aufgeregter Atmosphäre. Das ganze funktioniert so gut weil wir jeweils sehr viel Respekt vor der Arbeit des anderen haben und ganz nebenbei auch noch menschlich prima harmonieren.

Goodgameguide: Haben sie bei Brettspielen eine Lieblingsfarbe, de sie immer nehmen sofern kein anderer schneller war?

W.P.: Ich nehme Blau!!!

Goodgameguide: Wenn sie zurückdenken, welches Spiel war in der Entwicklung und Testphase das schwierigste?

W.P.: Flandern hat fast 3 Jahre gedauert...noch heftiger war nur Tjost, meine Überarbeitung von Knock Out, ….vielleicht erscheint die ja posthum.

Goodgameguide: Was sind ihre eigenen Lieblingsspiele und welche Spiele anderer AutorInnen mögen sie sonst?

W.P.: Das fällt mir wirklich schwer zu sagen, ich hänge an fast jedem Spiel und jedes hat seine eigene Geschichte. Port Royal und Flandern sind mir sehr wichtig und Hexenrennen wegen seines großen Zuspruchs aus den Familien.

Spiele anderer Autoren: Showmanager(Atlantic Star), Puerto Rico, Die Fürsten von Florenz, El Grande, Acquire, Big Boss, das alte Löwenherz, Siedler, Funkenschlag, 6 nimmt….die Liste ließe sich fortsetzen.

Goodgameguide: Basteln sie zur Zeit an neuen Projekten über die sie uns etwas erzählen möchten?
W.P.: Es gibt ganz neue und interessante Neubearbeitungen älterer Ideen. Aber noch ist nichts spruchreif.

Für mich spannend ist auch mein Kinderspielprojekt bei Haba – Wasserspiele für Badewanne und Planschbecken. Da sind gerade Spiel Nr. 3 und 4 erschienen und aller Voraussicht nach wird zu Nürnberg 2006 die No.5 erscheinen. “Kugelfischen“ heißt es und ist meine Lieblingsidee aus diesem Projekt.

Goodgameguide: Kommen sie zur „Spiel 2005?“

W.P.: Ja, sicher. Würde mich freuen, wenn wir uns dort treffen.

Das Interview wurde von Millibeth am Samstag dem 13.08.2005 geführt.