Maestro Leonardo

Vielen Dank an Abacus für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : dV Games / Abacus
Autor : F. Brasini / V. Gigli / S. Luperto / A. Tinto
Graphik : S. De Fazi
Spieleranzahl : 2-5 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : 60-90 min.
Erscheinungsjahr : 2006

Spielart: Strategiespiel

Auszeichnungen:
Deutscher Spielepreis 2007 (Platz 8)

ZUR HAUPTSEITE
Maestro Leonardo von dV Games

Das Spielmaterial
1 Spielbrett - 5 Meister - 10 Arbeitszeit-Zählsteine - 45 Lehrlinge - 10 doppelseitige Laboratorien - 25 Erfindungen - 60 Materialkarten - 60 Guldenkarten - 2 Übersichtstafeln - 4 Markierungspfeile - 1 Leonardofigur - 1 Stadtherrenfigur - 1 Geldstein - 1 Rundenstein - 1 Spielregel

Florenz zur Zeit der Renaissance: Zu dieser Zeit das Zentrum des europäischen Erfindergeistes und seinem berühmtesten Vertreter - Leonardo da Vinci. Wissenschaftler aus ganz Europa - eben die Spieler - machen sich nach Florenz auf, um am Geist Leonardos teilzuhaben und selber wichtige Erfindungen aus allen Bereichen zu machen. Dabei ist diese Konzentration der Erfinder aber nicht ganz einfach, denn schließlich sind die begehrten Materialien für die Erfindungen knapp und dementsprechend teuer. Wer also mit knappen Ressourcen die besten Erfindungen macht, der kann in die Fußstapfen Leonardos treten.

Vor dem Sp
iel wählt jeder Spieler eine Farbe und jeder Spieler erhält sein Material wie in der Anleitung angegeben. Das Material besteht immer aus einer verschiedenen Anzahl von Materialkarten, Guldenkarten, Lehrlingen und Laboratorien. Die Spieler, die nur ein Laboratorium erhalten, legen ihr zweites Laboratorium auf den entsprechenden Platz auf dem Spielfeld. Die Materialkarten werden nach Sorten getrennt und auf die entsprechenden Felder gelegt. Entsprechend der Mitspieleranzahl werden die Erfindungen mit den Nummern 1, 12, 8, 3 und 9 (bei 3 Spielern nur 1, 12, 8 und 3 und bei 2 Spielern nur 1, 12 und 8) in dieser Reihenfolge von links nach rechts auf die Felder für Erfindungen im unteren Bereich des Spielfelds gelegt. Die restlichen Erfindungskarten werden - wie in der Spielanleitung beschrieben - zu einem Stapel zusammengestellt. Zum Schluss der Vorbereitung erhalten die Spieler noch die beiden Übersichtstafeln mit allen möglichen Erfindungen, so dass man eine Übersicht darüber hat, welche Erfindungen mit welchen benötigten Materialien und Arbeitskräften noch kommen können.  Damit ist die Runde 0 beendet und der Rundenstein wird auf das Feld mit der 1 der Rundenleiste vorgerückt.

Das Spiel wird in insgesamt 9 Runden gespielt (das Anfängerspiel besteht nur aus den ersten 7 Runden), wobei die ersten 7 sogenannte Forschungsrunden sind und immer gleich ablaufen, während die letzten beiden Runden reine Wertungsrunden sind. Dabei bestehen die ersten sieben Runden immer aus genau vier Phasen, die letzten beiden Runden nur aus dreien. Jede Phase wird von dem Spieler mit der Leonardofigur begonnen.

1. Erfindungen
In der ersten Phase sagt nun jeder Spieler im Uhrzeigersinn an, ob er an einer neuen Erfindung arbeiten möchte oder nicht. Dabei werden nicht etwa die Erfindungskarten vom Brett genommen, sondern jeder Spieler legt die notwendigen Materialien in seine Werkstatt und spekuliert sozusagen zunächst nur darauf, dass er der erste Spieler ist, der die Erfindung fertigstellt. Dazu muss das Laboratorium frei sein, d.h. es dürfen nicht bereits Materialkarten für andere Erfindungen unter dem Laboratorium liegen, denn jedes Laboratorium kann nur an einer Erfindung gleichzeitig arbeiten. Spieler mit zwei Laboratorien können natürlich mit der Arbeit an zwei neuen Erfindungen beginnen. Wenn Material in ein Laboratorium gelegt wurde, wird der Arbeitszeit-Zählstein auf das erste Feld der Zählleiste des Laboratoriums gestellt.

2. Lehrlinge und Meister platzieren
Beginnend mit dem Startspieler darf nun jeder Spieler reihum seine Figuren einsetzen. Dabei dürfen die Lehrlinge und der Meister jedes Spielers auf die verschiedenen Aktionsfelder der Stadt auf dem Spielplan oder ins eigene Laboratorium gesetzt werden. Grundsätzlich ist zu beachten, dass jeder Spieler in jedem Feld der Stadt - auch im Laboratorium - nur ein einziges Mal beliebig viele Lehrlinge einsetzen darf und dass der Meister nicht zusammen mit den Lehrlingen eingesetzt werden darf. Der Meister darf aber einzeln eingesetzt werden und bildet eine Ausnahme: Er darf zu einem oder mehreren Lehrlingen des Spielers gestellt werden und umgedreht. Im Laboratorium können maximal so viele Leute eingesetzt werden, wie es dort Felder gibt. Auch der Meister belegt nur ein Feld. Auf den Felder der Stadt stellt der erste Spieler, der Leute auf einem Feld einsetzt, diese direkt rechts neben den Pfeil. Alle Spieler danach setzen ihre Figuren jeweils rechts daneben ein.

3. Auswertung
In dieser Phase werden zunächst die 8 Stadtfelder der Reihe nach ausgewertet, danach folgen dann die Laboratorien der einzelnen Spieler. Grundsätzlich ist bei den Feldern der Stadt zu beachten, dass der Spieler mit einer Mehrheit in der Stadt (Anzahl der Lehrlinge + evtl. Meister, der zwei Lehrlinge zählt) die Aktion immer umsonst ausführen darf. Danach wird der Zählstein auf der Zählleiste unten ein Feld weiter nach rechts gerückt und der nächste Spieler kann die Aktion für die angegeben Kosten ausführen oder passen. Der nächste Spieler ist immer der Spieler, der die nächstmeisten Lehrlinge/Meister auf dem Feld stehen hat oder der Spieler, der weiter links steht. Passt der nächste Spieler, darf der dritte Spieler oder auch wieder der erste Spieler die Aktion für die angegeben Kosten ausführen. Auf jedem Feld können maximal 4 Aktionen durchgeführt werden. Sind alle möglichen Aktionen durchgeführt, dann legen die Spieler die eingesetzten Lehrlinge/Meister wieder in den eigenen Vorrat zurück. Folgende Aktionen werden auf den Feldern der Stadt durchgeführt:
  1. Rat: Wenn alle teilnehmenden Spieler Figuren in diesem Feld eingesetzt haben, dann muss der Spieler mit den wenigsten Figuren auf dem Feld seine Figuren wieder zurücknehmen und darf keine Aktion ausführen. Danach dürfen die Spieler in der durch die Figuren festgelegten Spielerreihenfolge genau eine der vier möglichen Aktionen durchgeführt werden, wobei jede Aktion nur einmal ausgeführt werden darf. Zusätzlich darf der Spieler mit den meisten Figuren die Leonardofigur an einen beliebigen Spieler - auch sich selbst - geben:
  2. Werkstatt: Für eine Aktion kann der Spieler hier ein eigenes Laboratorium verbessern (d.h. auf die bessere Seite drehen), das nicht gerade an einer Erfindung arbeitet. Er kann aber auch das zweite Laboratorium vom Feld in seine Auslage legen oder er kann sich einen mechanischen Menschen nehmen und auf ein dementsprechenden freien Feld in einem der eigenen Laboratorien legen.
  3. Akademie: Der Spieler darf sich für eine Aktion einen seiner Lehrlinge aus der Akademie nehmen und in seinen eigenen Vorrat legen.
  4. Schmiede: Für eine Aktion darf sich der Spieler eine Materialkarte "Zange" nehmen.
  5. Glaserei: Für eine Aktion darf sich der Spieler eine Materialkarte "Glas" nehmen.
  6. Schreinerei: Für eine Aktion darf sich der Spieler eine Materialkarte "Holz" nehmen.
  7. Ziegelei: Für eine Aktion darf sich der Spieler eine Materialkarte "Stein" nehmen.
  8. Seilerei: Für eine Aktion darf sich der Spieler eine Materialkarte "Seil" nehmen.
Beginnend beim Spieler mit der Leonardo-Figur werden nun die Laboratorien der einzelnen Spieler ausgewertet. Pro eingesetztem mechanischen Menschen/Lehrling darf der Arbeitszeit-Zählstein ein Feld weiter nach vorne gerückt werden, für jeden Meister sogar 2 Felder. Danach kommen die Figuren wieder in den eigenen Vorrat zurück. Die mechanischen Menschen bleiben allerdings auf dem Feld des Laboratoriums liegen.

4. Erfindungen fertigstellen
Reihum gibt nun jeder Spieler bekannt, ob er eine der ausliegenden Erfindungskarten fertigstellen konnte oder nicht. Er erfüllt die Bedingungen einer Erfindung, wenn er das entsprechende Material im eigenen Laboratorium hat und die notwendige Arbeitszeit auf der Arbeitszeit-Zählleiste des Laboratoriums erreicht worden ist. Er nimmt dann die Erfindungskarte, legt die Materialkarten auf die entsprechenden Stapel und nimmt den Arbeitszeit-Zählstein vom Laboratorium. Danach kassiert er soviele Gulden von der Bank, wie durch die schwarze Zahl auf der Erfindungskarte angegeben. Stellt ein anderer Spieler die gleiche Erfindung noch in der gleichen Runde fertig, dann müssen beide Spieler mit Gulden ein Gebot abgeben, nachdem jeder von ihnen die angegebene Prämie erhalten hat. Der Spieler mit dem höheren Gebot gibt seine Gulden an die Bank ab und erhält die Karte. Ein Spieler kann eine Erfindung auch in der nachfolgenden Runde noch fertigstellen, dann erhält er allerdings nur soviele Gulden, wie durch die rote Zahl auf der Erfindungskarte angegeben. Für jede Erfindung der gleichen Art (erkennbar durch das Symbol oben auf der Karte), die er bereits vorher gemacht hat, erhält der Spieler bei aktuellen Erfindungen der gleichen Art einen Bonus von 2 in seinem Laboratorium und kann seine Erfindung dementsprechend früher fertigstellen.

Danach ist die aktuelle Runde beendet. Der Startspieler mit der Leonardo-Figur muss nun den Rundestein ein Feld weiterrücken, die Gulden im Rat nachfüllen und evtl. neue Erfindungskarten aufdecken: Bei 4 oder 5 Spielern müssen immer 5, bei 3 Spielern 4 und bei 2 Spielern 3 Erfindungskarten offen ausliegen. Ab der achten Spielrunde wird die zweite Spielphase der Runde nicht mehr ausgeführt, d.h. die Spieler beginnen Erfindungen, setzen dort Arbeiter ein und werten diese aus. Auf den Stadtfeldern können allerdings keine Figuren mehr eingesetzt werden.

Das Spiel endet nach der neunten Runde. Für 5 verschiedene Arten von Erfindungen erhält ein Spieler 20 Gulden, für vier 13 und für drei verschiedene Arten 8 Gulden. Bei nur ein oder zwei verschiedenen Arten gibt es keinen Bonus. Danach zählt jeder Spieler seine Gulden zusammen. Der Spieler mit den meisten Gulden hat das Spiel gewonnen und darf in die Fußstapfen Leonarda da Vincis treten. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit den meisten Erfindungen. Weitere Gleichstände werden über die meisten goldenen Erfindungen, silbernen Erfindungen usw. aufgelöst.

Für erfahrenere Spieler wird ein alternativer Spielaufbau vorgeschlagen. Dabei erhält jeder Spieler nach der Wahl seiner Farbe das gleiche Grundmaterial (Laboratorium mit 3 Plätzen, 2 Arbeitszeit-Zählsteine, 1 Meister, 3 Lehrlinge und drei Gulden) und darf zusätzlich - abhängig von der Spieleranzahl - eine bestimmte Anzahl von Extras wählen. Folgende Extras gibt es dabei:
Danach beginnt ganz normal die erste Spielrunde und auch im weiteren Verlauf des Spiels gibt es keine Veränderungen.

(Troudi 21.02.07)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Abacus
- Die Homepage von dV Games

Superfred vergibt 9 von 10 Punkten:
"Maestro Leonardo" ist ein anspruchvolles Strategiespiel, welches keine Fehler verzeiht. Die Anleitung ist umfangreich, und wirkt auf den ersten Blick etwas erschlagend, hat man aber erst einmal eine Proberunde gespielt, werden die einzelnen Abläufe und deren Zusammenhänge schnell klar. Das Spielmaterial selber ist ansprechend, so sind zum Beispiel die Karten mit den Erfindungen sehr detailliert und ansprechend gestaltet. Leider fallen die Symbole für die benötigten Rohstoffe recht klein aus und können während des Spiel zu Verwechselungen führen, zumindest wenn man das Spiel noch nicht so häufig gespielt hat. Die Möglichkeiten im Spiel selber sind vielfältig und in der Regel möchte man viel mehr Aktionen durchführen, als die eigenen Arbeiter zulassen, aber dieses ist gerade der Reiz bei diesem Spiel. Ungewöhnlich ist die asymmetrische Startaufstellung. Jeder Spieler hat zu Beginn unterschiedliche Stärken, und die Kritiken, dass der Spieler X mit seinen Voraussetzungen eine bessere Ausgangslage hat als Spieler Y wurden auch bei uns schnell laut. Dieses mag vielleicht der Fall sein, wenn man das Spiel noch nicht so gut kennt. Und vielleicht wird der eine oder andere Spieler auch später eine gewisse Position der Startaufstellung vorziehen, aber über Sieg oder Niederlage entscheidet nur die Spielweise eines jeden Spielers selber. Hier heisst es genau die Spielzüge der Mitspieler zu beachten und die eigenen entsprechend darauf einzustellen. Ein weiterer Kritikpunkt am Spiel, der schnell laut wird, sind die beiden Wertungsrunden, in denen nicht mehr in der Stadt eingekauft werden kann, sondern in denen nur noch Erfindungen produziert werden und in denen die fetten Punkte zu machen sind. Diesen Kritikern sei ganz lapidar gesagt: hat man sich nicht optimal auf diese Wertungsrunden vorbereitet, kann man dass Spiel auch nicht gewinnen. Natürlich wird dieses nicht unbedingt im ersten Spiel funktionieren, was möglicherweise recht frustrierend sein kann, insbesondere wenn man im Vorfeld gut gespielt hat. Aber hier liegt auch ein weiterer Reiz von "Maestro Leonardo", dass man sich in den ersten sieben Runden auf die letzten zwei Wertungsrunden vorbereiten kann. "Maestro Leonardo" ist absolut kein Spiel für mal eben eine lockere Runde zwischendurch, obwohl ich auch schon in solchen Runden durchaus positive Resonanz erhalten habe. Die Zielgruppe sind klar die Freakspieler. Wer "Puerto Rico" und "Caylus" liebt, wird sicherlich auch "Maestro Leonardo" mögen. Im Handel kostet das Spiel rund 33 Euro.

Fragen zu Maestro Leonardo? Schickt uns eine mail.