Walnut Grove
 
Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Lookout Games
Autor : Paul Laane und Touko Tahkokallio
Grafik : Klemens Franz
Spieleranzahl : 2-4 Spieler
Alter : ab 10 Jahren
Dauer : 30-60 min.
Erscheinungsjahr : 2011

Spielart: Aufbauspiel / Würfelspiel



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Das Spielmaterial
1 Spielplan - 4 Spielertableaus - 50 Landschaftsplättchen - 150 Holzteile (Warenwürfel / Farmer / Knechte / Spielerfiguren) - 30 Pappmünzen - 2 Beutel - 1 Spielregel (Deutsch / Englisch)

Der Mittlere Westen der USA im ausgehenden 19. Jahrhundert: Der kleine Ort Walnut Grove (war da nicht auch mal eine "kleine Farm"?) ist ein beschauliches Örtchen, in dem nun einige Jungbauern nach mehr streben und aus ihren kleinen Bauernhöfen wohlhabende Ranches machen wollen. Dabei muss man sein Gebiet sinnvoll ausbauen und auch stets im Hinterkopf, das im Winter auch Vorräte benötigt werden, um die Farm in  Gang zu halten. Wer wird also nach 8 Jahren (Runden) der erfolgreichste Farmer von Walnut Grove?

Vor dem Spiel
wird jedem Spieler ein Spielertableau zugelost, das jeder Spieler vor sich hinlegt. Jeder Spieler erhält dann einen schwarzen und einen blauen oder gelben Knecht (wie auf dem Tableau abgebildet) und stellt ihn auf das entsprechende Feld des Spielplans. Außerdem erhält jeder Spieler 2 Kupfermünzen (kommen auf die ersten beiden Felder der Scheune) und ein braunes Klötzchen (Holz), das auf eines der Felder des Holzgebietes oben rechts auf dem Spielplan gelegt wird. Außerdem stellt jeder Spieler den Spielstein in seiner Farbe auf den Spielplan. Nun kommen die Landschaftsplättchen in den großen und alle Münzen in den kleinen Beutel. Die Jahresscheiben werden nach Buchstaben getrennt gemischt und dann die des A-Stapels verdeckt auf den Stapel mit den B-Scheiben gelegt. Die restlichen weißen, blauen und gelben Knechte, sowie die Hüttenplättchen und Anschaffungsplättchen werden laut Spielanleitung auf die Gebäude der Stadt auf dem Spielplan verteilt. Beginnend mit dem jüngsten Spieler stellt jeder Spieler seine farbige Spielfigur entweder auf das erste freie Startfeld vor der Kirche oder dem Rathaus.


Das Spiel geht über insgesamt 8 Runden, als Jahre bezeichnet, wobei jede Runde aus 4 Phasen (eben den Jahreszeiten) besteht. Diese 4 Phasen einer Runde laufen folgendermaßen ab:

1. Frühjahr: Die Jahresscheibe entscheidet darüber, wieviele Landschaftsplättchen verdeckt gezogen und wieviele davon an das eigene Farmland angelegt werden dürfen. Diese Landschaftsplättchen müssen dann so an das eigene Land angebaut werden, das Grenzen eingehalten und immer logisch fortgesetzt werden. Dabei gibt es fünf verschiedene Arten von Waren, die auf diesen Gebieten produziert werden, nämlich Getreide, Holz, Fisch, Stein und Milchprodukte.

2. Sommer: Die Spieler schicken nun ihre vorhandenen Farmer und Knechte zum "Arbeiten" auf die Felder. Dabei ist je nach Jahresscheibe in einem Jahr immer eine Ware besonders produktiv, hier erhalten die Spieler also höhere Erträge. Höhere Erträge erhält man auch immer durch größere Gebiete, d.h. mehrere miteinander verbundene Plättchen der gleichen Gebietsart, die also die gleiche Ware produzieren. Jede Spielfigur kommt immer auf ein solches zusammenhängendes Gebiet, das also auch aus mehreren Plättchen bestehen kann. Für jedes Feld in diesem Gebiet bekommt man auch eine Ware und werden auch auf diesen Feldern gelagert, können aber auch noch in die Scheune gelegt werden, wenn man dort noch Platz hat.

3. Herbst: In dieser Phase werden nun die Figuren der Spieler im Dorf auf dem Spielplan aktiv.  Beginnend beim Spieler, der im Uhrzeigersinn am weitesten vom Rathaus entfernt ist und dann weiter nach der aktuellen Position der Spielfiguren auf dem Spielplan, ziehen die Spieler nun ihre Figuren immer beliebig viele Felder weit nach vorne und führen die Gebäudeaktion des Gebäudes beim Zielfeld durch. Dabei ist zu beachten, dass ein Spieler zwar beliebig weit ziehen kann, das Vorbeiziehen an Rathaus oder Kirche allerdings einen zusätzlichen Obulus in Form einer beliebigen Münze aus seiner Scheune bezahlen. Außerdem kann auf jedem Feld nur eine Figur stehen, d.h. viele Gebäudeaktionen nur einmal durchgeführt werden. Man kann auch Passen und seine Figur gar nicht bewegen oder einmal um den gesamten Plan ziehen und das gerade verlassene Feld noch einmal betreten und die entsprechende Aktion auch in dieser Runde nochmal durchführen. Für das Durchführen einer Aktion werden evtl. Kosten fällig, falls angegeben. Grundsätzlich dienen alle Aktionen im Dorf dazu, die im Sommer geernteten Waren jetzt in den Ausbau der eigenen Farm zu investieren. Grundsätzlich können die Spieler dabei Gebäude- und Anschaffungsplättchen erwerben, zusätzliches Personal anheuern und/oder Waren kaufen und/oder verkaufen. Auch in dieser Phase spielt die Jahresscheibe wieder eine Rolle, denn die dort aufgeführten Waren bringen zusätzliches Geld. Interessant dabei ist, dass auszuzahlende Münzen immer aus dem Beutel gezogen werden.

4. Winter: Im Winter muss man nun die eigenen Mitarbeiter auf der Farm ernähren und für jeden Knecht eine Ware der Art abgeben, wie dies der Farbe der Knechtfigur entspricht. Außerdem braucht jeder Knecht, der nicht im Planwagen oder einer Hütte wohnt einen Warenstein Holz. Auch hier können durch die Warenscheibe wieder zusätzliche Kosten fällig werden. Wenn man seine Knechte nicht ernähren kann, dann verhungern diese zwar nicht, aber muss "Nachbarschaftshilfe" in Anspruch nehmen, wofür man ein Plättchen erhält, das am Ende des Spiels Minuspunkte (s.u.) bringt.  Mehrere Plättchen werden aufeinander gelegt. Zurückbezahlt weden kann jedoch immer nur das oberste ausliegende Plättchen. Hat jeder Spieler diese Phase gespielt, ist die Runde zu Ende und die nächste Runde beginnt, nachdem die nächste Jahresscheibe für die Runde aufgedeckt wurde.

Das Spiel endet, automatisch nach der 8. Runde und jeder Spieler zählt seine Siegpunkte. Für jedes komplett umzäunte Gebiet, jede Hütte, jede Scheune  und jede Silbermünze erhält man 1 Punkt, für jeden Farmer, Knecht und jede Goldmünze  2 Punkte. Für Kupfermünzen erhält man keine Punkte, für Anschaffungsplättchen immer so viele wie angegeben. Der Spieler mit der höchste Gesamtpunktzahl hat das Spiel gewonnen. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler, der mehr Waren in seiner Scheune hat.
(Troudi 20.02.12)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Lookout Games
- Die Homepage vom Heidelberger Spieleverlag

Troudi vergibt 7 von 10 Punkten:
"Walnut Grove" ist zwar ein Spiel, das im Prinzip komplett ohne neue Elemente auskommt, aber zwei grundsätzliche Spielweisen auf neue Art und Weise kombiniert: Nämlich einmal das klassische Legespiel a la "Carccassonne" und andererseits das eines Worker-Placement-Spiels. Der Einstieg in Spiel ist dank der Regel leicht und auch die geringe Komplexität des Spiels lassen keine Fragen offen. Das macht dem Spiel selber dann aber wenig: Hier haben wir es wirklich mit einem munteren Aufbauspiel zu tun. Zu Anfang kommt die Farm noch schwer in die Gänge und der Winter schlägt oft erbarmungslos zu, so dass man für den weiteren Verlauf des Spiels planen muss, was man anbauen und worin man investieren will, ohne gleichzeitig noch Punkte für die "Nachbarschaftshilfe" verlieren zu müssen. Dabei sind die Möglichkeiten insgesamt allerdings durchaus überschaubar und dementsprechend leicht und schnell geht das Spiel dann von der Hand und somit spielt sich "Walnut Grove" wirklich flüssig. Was mir etwas zu wenig in dem Spiel war, war der Interaktionswert, denn tatsächlich kommen die Spieler schlimmstenfalls mal beim Versetzen der Figuren im Dorf miteinander in Kontakt - so macht dann eigentlich jeder vor sich hin. Durch die aber doch sehr kurze Gesamtspieldauer hat man aber hier keine langen Wartezeiten, so dass diese mangelnde Interaktion dann noch verzeihlich ist. Trotz kleinerer Mängel und nicht allzu innovativer Spielmechanismen ist "Walnut Grove" aber dennoch ein unterhaltsames Spiel, das sich auch für spielunerfahrenere Spieler und Familien eignet und auch zu zweit wirklich gut funktioniert. "Walnut Grove" ist für ca. 32 Euro im Handel erhältlich.

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