Tribun

Vielen Dank an Heidelberger Spieleverlag für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Heidelberger Spieleverlag
Autor : Karl-Heinz Schmiel
Graphik : Jochen Eeuwyk
Spieleranzahl :  2-5 Spieler
Alter : ab 10 Jahren
Dauer : 45-90 min.
Erscheinungsjahr : 2007

Spielart: Taktikspiel

Auszeichnungen:
Deutscher Spielepreis 2008 (Platz 5)
SdS: Spielehit für Experten 2008
IGA Multiplayer Nominierungsliste 2008

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Tribun von Heidelberger Spieleverlag

Das Spielmaterial
1 Spielbrett - 100 Fraktionskarten - 5 Übersichtskarten - 5 Variantenkarten - 6 Plättchen Tribun/Schriftrolle - 6 Plättchen "Ewige Gunst der Götter" - 2 Plättchen "Temporäre Gunst der Götter" - 42 Fraktionsmarker - Sesterzen - Legionen - Lorbeeren - 5 Familienbögen - 30 Spielfiguren - 1 Prokonsulfigur - 1 Startspielermünze - 2 Streitwagen  - 1 Spielregel

Vor dem Spiel wird je ein Lorbeer auf die dafür vorgesehene Stelle der Fraktionsfelder gelegt. Ebenso kommen die Fraktionsmarker als Stapel auf die entsprechenden Fraktionsfelder. Danach wählt jeder Spieler eine Farbe. In dieser Farbe erhält er - abhängig von der Spieleranzahl - eine bestimmte Anzahl an Spielfiguren: 6 Figuren bei 2 oder 3 Spielern,  5 Figuren bei 4 und 4 Figuren bei 5 Spielern. Außerdem erhält jeder Spieler den entsprechenden Familienbogen und eine Übersichtskarte. Die Fraktionskarten werden gemischt und bilden einen verdeckten Nachziehstapel, von dem sich nun jeder Spieler 6 Karten auf die Hand nehmen darf. Eine Siegbedingungskarte wird zufällig gezogen oder ausgesucht und jeder Spieler erhält eine davon. Für 5 Spieler gibt es zwei spezielle Siegbedingungskarten, die auch nur für diese Spieleranzahl genutzt werden. Dann wird noch ein Startspieler bestimmt und alle Spieler erhalten im Uhrzeigersinn Geld in Form von Sesterzen: Der Startspieler bekommt 12 Sesterzen, der nächste Spieler im Uhrzeigersinn 13, der links neben diesem Spieler 14 Sesterzen usw..

Das Spiel wird in Runden gespielt. Jede dieser Runden besteht aus insgesamt 6 Phasen. Dabei wird jede einzelne Phase durchgespielt, bevor die nächste Phase beginnt. Die einzelnen Phasen laufen folgendermaßen ab:

1. Karten auslegen
In dieser Phase werden Fraktionskarten vom Nachziehstapel auf dem Spielplan ausgelegt. Dabei werden die Karten in die verschiedenen Gebiete gelegt, wobei die Karten auf hellen Marmorfeldern offen und auf dunklen Marmorfeldern verdeckt abgelegt werden. Die Karten werden entsprechend der Nummerierung der Gebiete auf dem Spielplan ausgelegt:
  1. Thermen: Auf jedes Feld kommt eine offene Karte.
  2. Forum Romanum: Auf jedes Feld kommt eine offene Karte.
  3. Latrine: Eine Karte verdeckt auslegen.
  4. Curia: Es werden solange auf jedes der drei Kartenfelder offen Karten gelegt, bis der Gesamtwert der Karten 5 oder höher ist. Wird eine Anführerkarte aufgedeckt, endet das Auslegen sofort.
  5. Atrium Auctionorum: Jeweils eine verdeckte Karte auf jedes der drei Felder.
  6. Katakomben: Hierhin kommen 5 Karten als verdeckter Stapel.
  7. Pantheon: Eine verdeckte Karte.
  8. Siegessäule: Keine Karte.
Ist der Nachziehstapel aufgebraucht, dann wird der Ablagestapel neu gemischt und wird zum Nachziehstapel. Sollte im Verlauf des Spiels die Situation auftreten, dass keine Karten mehr verfügbar sind, dann kommt es zur großen Zäsur. Die Spieler mit mehr als 7 Karten auf der Hand müssen die überschüssigen Karten ablegen und es werden auch die beiden niedrigsten Karten aus jeder ausliegenden Fraktion abgelegt, wenn diese Fraktion aus vier Karten oder mehr besteht. Bei Fraktionen mit 3 Karten wird eine Karte abgeworfen, bei Fraktionen mit 2 Karten gar keine.

2. Spielfiguren setzen
Beginnend mit dem Startspieler und dann im Uhrzeigersinn setzen die Spieler nun ihre Spielfiguren auf die Setzfelder auf dem Spielfeld.  Dabei gibt es folgende Möglichkeiten:
3. Gebiete auswerten
Entsprechend ihrer Zahlenreihenfolge werden nun die einzelnen Gebiete ausgewertet. Immer wenn ein Gebiet ausgewertet wurde, erhalten die Spieler ihre Spielfiguren zurück. Detailliert läuft die Auswertung folgendermaßen ab:
  1. Thermen: Für die Abgabe einer Sesterze an die Bank muss sich ein Spieler die Karte nehmen, die an das Setzfeld mit seiner Figur angrenzt.
  2. Forum Romanum: Für die Abgabe von drei Sesterzen an die Bank muss sich ein Spieler die Karte nehmen, die an das Setzfeld mit seiner Figur angrenzt.
  3. Latrine: Der Spieler mit der entsprechenden Figur deckt die Karte auf und hat nun zwei Möglichkeiten. Entweder legt er die Karte auf den Ablagestapel und nimmt sich die entsprechende Anzahl an Sesterzen aus der Bank oder er kann die Karte für den aufgedruckten Zahlenwert kaufen und auf die Hand nehmen.
  4. Curia: Spieler mit einer Figur auf einem der Setzfelder können nun eine ihrer Handkarten auf den Ablagestapel nehmen und sich dafür die Karte nehmen, die an das Setzfeld mit ihrer Figur angrenzt.
  5. Atrium Auctionorum: Wenn nur ein Setzfeld belegt ist, dann erhält der Spieler die beiden offen liegenden Karten für einen Sesterz. Sind beide Felder belegt, nehmen nun beide Spieler so viel Geld in die Hand, wie ihnen die drei Karten wert sind und decken gleichzeitig auf. Der Spieler mit dem höheren Gebot erhält die drei Karten, der Spieler mit dem niedrigeren Gebot das Geld vom Meistbietenden. Bei Gleichstand gewinnt der Spieler mit der Figur auf dem Feld mit der Nummer Eins.
  6. Katakomben: Der Spieler auf dem Vierersetzfeld kann sich die Karten ansehen und für 4 Sesterzen eine davon kaufen. Der Spieler auf dem Dreiersetzfeld kann sich die restlichen Karten ansehen und eine davon für drei Sesterzen kaufen. Der Spieler auf dem Zweiersetzfeld kann eine der drei verbleibenden Karten für zwei Sesterzen kaufen. Alles Geld, das hier ausgegeben wird, wird auf das Münzfeld an den Katakomben und nicht in die Bank gelegt.
  7. Pantheon: Spieler auf diesem Feld können nun den Göttern opfern. Dazu müssen sie von ihrer Hand eine Fraktionskarte der Fraktion abgeben, die der Fraktion auf der verdeckten Karte entspricht. Spieler die erfolgreich eine Karte geopfert haben, erhalten ein Plättchen "Ewige Gunst der Götter" und müssen das Plättchen "Temporäre Gunst der Götter" abgeben, falls sie es besitzen.
  8. Siegessäule: Wer hier eine Figur stehen hat, kann zwei Karten einer Fraktion abgeben und nimmt sich dafür einen Lorbeer. Stehen mehrere Spieler mit ihren Figuren auf der Siegessäule, legen sie verdeckt ihre Kartenpärchen ab und decken diese gleichzeitig auf. Der Spieler mit dem höchsten Gesamtwert erhält einen zusätzlichen Lorbeer, wenn es nur einen Meistbietenden gibt.
Zum Abschluss der Phase erhalten die Spieler ihre Figuren zurück, die eine Figur auf die Münzschale gestellt haben.

4. Fraktionen übernehmen
Die Spieler, die Figuren auf die Setzfelder der Fraktionen gestellt haben, können nun diese Fraktionen übernehmen. Dabei wird immer mit den Gladiatoren begonnen und mit den Senatoren geendet. Der Spieler muss nun zwei Karten der entsprechenden Fraktion vor sich auslegen. Dabei müssen die Karten entweder einen höheren Gesamtwert haben als die Karten des Spielers, der bisher diese Fraktion kontrolliert oder es müssen insgesamt mehr Karten ausgelegt werden, als der Spieler ausliegen hat, der bisher die Fraktion kontrolliert. Damit wechselt die Kontrolle über diese Fraktion und der bisherige Spieler mit der Kontrolle der Fraktion muss alle seine Karten aus der Auslage auf den Ablagestapel legen. Der Gewinner erhält den Start-Lorbeer der Fraktion (nur wenn die Fraktion bisher von keinem Spieler kontrolliert wurde), einen Fraktionsmarker dieser Fraktion (wenn er noch keinen dieser Fraktion besitzt) und den Übernahmevorteil der Fraktion (entsprechend der Fraktionskarte), die er allerdings erst ab der nächsten Phase einsetzen kann. Stehen zwei Figuren auf den Setzfeldern einer Fraktion, spielt zuerst der Spieler auf dem zweiten Feld Karten aus. Der Spieler auf dem ersten Feld kann seine Karten nun auslegen, wenn er dadurch die Fraktion übernehmen kann. Kann er dies nicht, muss er keine Karten ausspielen. Ist er allerdings erfolgreich, dann muss der Spieler auf dem zweiten Feld eine seiner ausliegenden Karten abwerfen und den Rest wieder auf die Hand nehmen. Der Spieler auf dem zweiten Fraktionsfeld kann allerdings auch ohne Konsequenzen auf eine Übernahme versuchen.

5. Fraktionsfähigkeiten nutzen
Beginnend mit der Fraktion der Gladiatoren und endend mit der Fraktion der Senatoren können die Spieler, die die jeweilige Fraktion kontrollieren, nun die entsprechende Fähigkeit der Fraktion nutzen. Die Symbole auf dem Spielfeldl zeigen an, welche Fähigkeit der kontrollierende Spieler nutzen kann.

6. Versteigerung des Streitwagens
Zum Bieten um den Streitwagen nimmt jeder Spieler eine beliebige Anzahl von Karten in die verdeckte Hand. Alle Spieler decken gleichzeitig auf. Der Spieler mit dem höchsten Gebot bezahlt die Sesterzen an die Bank und erhält den Streitwagen. Der Spieler kann den Streitwagen auf eine von ihm kontrollierte Fraktion stellen. Auf diese Fraktion kann in der nächsten Runde keine Figur gestellt und es kann auch keine Übernahme durchgeführt werden.

Damit ist die aktuelle Runde zu Ende. Die Startspielermünze wird an den linken Nachbarn des bisherigen Startspielers weitergegeben. Außerdem werden alle Karten, die noch auf dem Spielplan ausliegen abgeräumt und auf den Ablagestapel gelegt. Die nächste Runde beginnt dann wieder mit der ersten Phase.

Das Spiel endet, sobald ein Spieler die notwendige Anzahl an Siegbedingungen erfüllen konnte. Dabei ist die Art der Siegbedingungen egal, allerdings muss ein Spieler eine Bedingung erfüllen, wenn diese mit "verpflichtend" gekennzeichnet ist, um das Spiel beenden zu können. Der Spieler muss mitteilen, wenn er die notwendige Anzahl an Siegbedingungen erfüllt hat, allerdings wird die Runde noch zu Ende gespielt. Dieser Spieler gewinnt das Spiel, wenn nicht noch mehrere andere Spieler die notwendige Anzahl an Siegbedingungen erfüllen können. Dieser Gleichstand wird dann durch die Vergabe von Siegpunkten aufgelöst: Für den Tribun gibt es 7 Siegpunkte, für die "Ewige Gunst der Götter" 5 Siegpunkte, für eine Schriftrolle 3 Siegpunkte, für die "Temporäre Gunst der Götter" und eine Legion sowie die Beendigung des Spiels jeweils 2 Siegpunkte und für jeden Fraktionsmarker sowie jeweils 10 Sesterzen 1 Siegpunkt. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten ist dann der Gewinner des Spiels.
(Troudi 05.11.07)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Heidelberger Spieleverlag

Troudi vergibt 8 von 10 Punkten:
Zum ersten Mal seit langer Zeit brachte der Heidelberger Spieleverlag auf der Messe in Essen 2007 wieder ein eigenes großes Spiel heraus. Und das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen: Wie gewohnt ist bei Heidelberger die Ausstattung sehr gut und die Komponenten sind grafisch gut gestaltet. Besonders hervorzuheben ist auch die Spielanleitung, die nicht nur keine Fragen offen lässt und mit zahlreichen Beispielen illustriert ist, sondern die gleichzeitig auch noch interessante Hintergrundtexte mit Informationen über das Leben im Alten Rom beinhaltet. Aber zum Spiel an sich: Die Regel ist nicht besonders schwer, wenn es auch recht viele verschiedene Informationen gibt, die man aber nach der ersten Runde schnell verstanden hat. Das Spiel an sich ist recht vielschichtig und es gibt mehrere Strategien, um zum Erfolg zu gelangen. Dies liegt natürlich an den variablen Siegbedingungen, wobei besonders die Partien mit einer verpflichtenden Siegbedingung interessant sind. In "Tribun" versucht nun jeder Spieler, durch geschicktes Kaufen und Eintauschen von Karten die Fraktionen zu beherrschen die es ihm ermöglichen, möglichst schnell seine Siegbedingungen zu erfüllen. Das ist aber noch nicht alles, denn gleichzeitig muss man auch darauf achten, dass eben kein Mitspieler schneller als man selber ist und einem Fraktionen und Siegbedingungen vor der Nase wegschnappt. Hier gilt es also sorgfältig zu planen. Natürlich ist dies besonders in der ersten Partie noch schwierig, da man die ganzen Siegbedingungen bzw. die Voraussetzung zu deren Erfüllung erstmal verinnerlichen muss. Dabei sind natürlich nicht alle Siegbedingungen gleich einfach zu erfüllen, was sich auch zum Schluss bei einer evtl. Punktewertung niederschlägt. In unseren Testrunden kristallisierte sich eine bestimmte Anzahl an Sesterzen schnell als wesentlich einfacher heraus, als z.B. der Besitz einer bestimmten Anzahl von Legionen. Besonders wichtig wird im Zusammenhang mit dem Erreichen der Siegbedingungen auch der Streitwagen: Er ist der sichere Schutz gegen eine feindliche Übernahme einer eigenen Fraktion, die benötigt wird, um z.B. einen Tribun ausrufen zu können. Hier können Pläne schnell zunichte gemacht werden. Auch das sollte man also immer im Kopf behalten: Wer gewinnen will, muss irgendwann mal den Streitwagen besitzen und dazu ist wieder Geld notwendig. Das Gleiche gilt im Übrigen bei Einsetzen der eigenen Familienmitglieder: Wer zuerst kommt, mahlt zuerst und dementsprechend durchdacht sollte man seine Figuren einsetzen. Insgesamt also ein Spiel mit viel Tiefe. Aber gerade diese Tiefe führt dann auch zum größten Haken am Spiel, den wir in unseren Testrunden immer wieder festgestellt haben: "Tribun" ist ein echtes Spiel für Spieler und dementsprechend schwierig spielt es sich dann auch und ist für den normalen Gelegenheitsspieler dann vielleicht doch etwas zu trocken, was auch in unseren Testrunden zum Teil nicht so gut ankam: Viele Leute empfanden die Runden mit Spielern, die zum Nachgrübeln tendieren, dann doch etwas zu trocken und konnten dem Spiel so nicht so viel abgewinnen. Gelegenheitsspieler tun sich übrigens auch mit der Vielschichtigkeit der Siegbedingungen relativ schwer. Als Fazit bleibt, dass es sich bei "Tribun" um ein wirklich gelungenes Spiel handelt, dass man auf jeden Fall mal ausprobieren sollte. "Tribun" ist für ca. 36 Euro im Handel zu haben.

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