Navegador
 
Vielen Dank an den Heidelberger Spieleverlag für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : PD-Verlag
Autor : Mac Gerdts
Graphik : Matthias Catrein
Spieleranzahl : 2-5 Spieler
Alter : ab  12 Jahren
Dauer : 75-90 min.
Erscheinungsjahr : 2010

Spielart: Taktikspiel

Auszeichnungen:
Deutscher Spielepreis 2011 (Platz 4)
Jogo do Ano 2010 Nominierungsliste
IGA Multiplayer Nominierungsliste 2011
Best Japanese Boardgame 2011 (Platz 5)

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Das Spielmaterial
1 Spielplan - 36 Schiffe - 5 Arbeiter - 5 Spielsteine - 12 Entdecker - 10 Kirchen - 10 Werften - 23 Faktoreien - 3 Preismarker - 5 Spielerablagen - 33 Kolonien - 35 Privilegien - 1 Navegadorkarte - 2 Plättchen für doppelten Schiffsverlust - Münzen - 1 Schnelleinstieg  - 1 Heft mit historischen Persönlichkeiten - 1 Spielregel

Auch wenn Portugals Rolle als große Seefahrer- und Entdeckernation vielen vielleicht nicht mehr ganz so bekannt ist, hat das Land unter dem herausragenden Seefahrer und Entdecker Prinz Heinrich dem Seefahrer Pionierarbeit für die Erschließung der Seewege nach Asien geleistet. Im 15. Jahrhundert begann zunächst die schrittweise Entdeckung Afrikas, wo sich die portugiesischen Seefahrer immer weiter vorarbeiteten, um schließlich bis nach Indien und darüber hinaus vorzudringen. Auf dem Weg dorthin errichteten sie entlang der Küsten Handelsposten, so dass die Kaufleute Portugals den Weg zum europäischen Handelsreichtum begründeten. Und genau daran sollen nun auch die Spieler teilhaben und den meisten Ruhm erwerben.
Vor dem Spiel werden die Preismarker für die verschiedenen Waren auf die Startfelder der jeweiligen Preisskala gestellt. Jeder Spieler wählt eine Farbe und erhält alles Spielmaterial in dieser Farbe. Er stellt dann zwei Schiffe in die Seeregion Portugal, seinen Arbeiter auf das Feld 3 in Lisboa und den Spielstein auf das Rondell. Jeder Spieler erhält außerdem noch 200 Cruzados Startkapital, ein Königsprivileg und eine Spielerablage, auf die er eine Faktorei, eine Werft und eine Kirche stellt. Auf jede Kolonie kommt nun die vorgegebene Anzahl verdeckter Kolonien und in jedes Feld der Galerie wird ein entsprechendes Privileg gelegt. In die Seeregion Nagasaki (und bei 2 oder 3 Spielern auch in der Seeregion Macau) wird ein Plättchen für doppelten Schiffsverlust gelegt. Danach kommt noch auf die Windrose aller Seeregionen außer Portugal ein Entdecker. Die Gebäude werden auf die entsprechenden Felder des Spielplans gestellt. Ein Startspieler wird ausgelost, der die Navegadorkarte erhält und das Spiel kann beginnen.

Die Spieler sind reihum im Uhrzeigersinn an der Reihe. Um seinen Zug zu beginnen setzt der Startspieler seinen achteckigen Spielstein auf ein beliebiges Feld des Rondells und die entsprechende Aktion wird durchgeführt. Außerdem stellt er das orangene Schiff auf die von ihm gewählte Aktion. Danach wählt der nächste Spieler eine Aktion aus usw.. In jedem nachfolgenden Spielzug kann ein Spieler 1-3 Felder kostenlos mit seinem Spielstein im Uhrzeigersinn vorrücken. Für jedes weitere Feld, das er vorgehen möchte, muss der Spieler ein Schiff zurück vom Spielplan in seinen Vorrat nehemn. Es können insgesamt maximal 6 Felder in einem Spielzug  vorgerückt werden. Das Stehenbleiben auf einem Feld ist nicht möglich. Folgende Aktionen stehen zur Auswahl:

Arbeiter
Für jeweils eine Kirche in seinem Besitz darf der Spieler für 50 Cruzados einen Arbeiter anwerben. Der Arbeiter in Lisbao wird dementsprechend weiter vorgerückt. Er kann auch weitere Arbeiter kaufen, die in Phase I 100 Cruzados, in Phase II 200 und in Phase III 300 Cruzados kosten. Wenn ein Spieler schon 9 Arbeiter in Lisbao eingestellt hat, aber noch zusätzliche erhält, dann muss er für jeden zunächst 50 Cruzados bezahlen und erhält dafür dann wieder 100 von der Bank.
Schiffe
Schiffe kann man mit Werften nach den gleichen Regeln kaufen, wie Arbeiter bei Kirchen. Allerdings werden neue Schiffe in die Seeregion Portugal gestellt. Wen man keine Schiffe mehr in seinem Vorrat hat, aber trotzdem noch welche produziert, dann erhält man für diese überzähligen auch 100 Cruzados von der Bank, nachdem man die Produktion (50 Cruzados) bezahlt hat.
Segeln
Alle Schiffe des Spielers auf dem Spielplan können von einer Seeregion in andere Seeregionen gezogen werden. In der Phase I können die Schiffe eine, in Phase II zwei und in Phase III drei Seeregionen weit segeln. In Seeregionen, in denen sich ein Entdecker befindet ("unentdeckte" Regionen), muss man mit mindestens 2 Schiffen ziehen. Eines der Schiffe geht verloren und kommt zurück in den Vorrat des Spielers. Dafür erhält er aber den Entdecker der Region. Dann deckt er den Stapel mit den Kolonien in dieser Seeregion auf und kassiert so viele Cruzados von der Bank, wie dies dem Kaufpreis der Kolonie mit dem niedrigsten Preis entspricht. Pro Zug darf ein Spieler nur in eine bisher "unentdeckte" Seeregion fahren. In Seegebiete, in denen das Plättchen für doppelten Schiffsverlust liegt, muss man mit mindestens 3 Schiffen hineinfahren.
Kolonie
Wenn in einer Seeregion noch Kolonien vorhanden sind und der Spieler mindestens ein Schiff in dieser Region und mindestens 2 Arbeiter in Lisboa hat, dann kann er nun den aufgedruckten Kaufpreis an die Bank bezahlen und legt die Kolonie in seinen Vorrat. Man kann mehr als 1 Kolonie in einem Zug kaufen, für jede weitere Kolonie werden allerdings immer 2 Arbeiter und 1 Schiff benötigt. Diese müssen allerdings nur vorhanden sein, d.h. man muss sie nicht abgeben.
Baumeister
Der Spieler nimmt sich eine Faktorei, eine Werft oder eine Kirche von der entsprechenden Bauleiste und bezahlt dafür den angegebenen Preis. Zusätzlich muss er für den Bau einer Faktorei 3, einer Werft 4 und einer Kirche 5 Arbeiter in Lisboa haben. Abgegeben werden müssen auch diese Arbeiter nicht. Ein Spieler kann mehrere Gebäude in einer Runde bauen.
Markt
Der Spieler kann nun entweder Waren aus den Kolonien verkaufen oder in seinen Faktoreien verarbeiten und dann verkaufen. Grundsätzlich produzierte eine Kolonie eine Ware der entsprechenden Sorte, die es in diesem Spiel nur fiktiv gibt, d.h. nicht in Form von Spielsteinen o.ä.. Für jede Warensorte kann der Spieler entscheiden, ob er die Waren direkt verkaufen will (dafür erhält er pro Einheit den Preis in der rechten Marktspalte ausbezahlt) oder mit einer Fakoterei jeweils eine Einheit der entsprechenden Farbe verarbeitet (dann erhält er den aktuellen Preis in der linken Spalte). Der Spieler muss sich bei jeder Warensorte für eine der beiden Möglichkeiten entscheiden. Es ist nicht möglich, Waren einer Sorte direkt zu verkaufen und auch gleichzeitg zu verarbeiten.
Privileg
Der Spieler gibt einen Arbeiter ab und nimmt eines der Privilegien aus der Galerie. Der Spieler legt das Privileg nun auf das oberste freie Feld der Spalte auf seiner Spielerablage, deren Farbe der des genommenen Privilegs entspricht. Er erhält sofort den Bonus wie auf dem Feld angegeben. Ein Spieler kann nicht mehr Privilegien in eine Spalte legen, als dort Felder sind. Wenn ein Spieler nur noch 2 Arbeiter hat, kann er auch kein Privileg nehmen, denn diese Mindestanzahl kann nicht unterschritten werden.

Zweimal im Spiel kommt es zu einem Phasenwechsel; nämlich immer dann, wenn ein Schiff zum ersten Mal über eine rote Seegrenze gezogen wird, beginnt ab dem nächsten Zug eine neue Phase. Das Spiel beginnt in Phase I und dann geht es mit den Phasen II und III weiter. Grundsätzlich unterscheidet sich in den einzelnen Phasen die Reichweite der Schiffe und der Preis für Arbeiter und Schiffe (s.o.). Abhängig von der Spieleranzahl werden zu Beginn einer Phase außerdem neue Privilegien in die Galerie gelegt, wobei immer auf die angegebene Zahl aufgefüllt wird.

Das Spiel endet entweder, nachdem die Seeregion Nagasaki entdeckt wurde oder nachdem das letzte Gebäude (Faktorei, Werft oder Kirche) genommen wurde. Nun darf jeder Spieler noch sein Königsprivileg auf ein freies Feld einer beliebigen Spalte seiner Spielerablage legen und dann werden die Siegpunkte ermittelt: Jeder Spieler erhält jeweils 1 Siegpunkt für jeden Arbeiter in Lisboa, 1 für jedes Schiff auf dem Spielplan, 1 für jeweils 200 volle Cruzados und in jeder Spalte so viele Punkte, wie das der Summe der Zahlen auf den Privilegien (inkl. der aufgedruckten) in einer Spalte multipliziert mit den beim Spieler vorhandenen Dingen in dieser Spalte (also Kolonien, Faktoreien, Entdecker, Werften und Kirchen) entspricht. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen.
(Troudi 15.12.10)

Weitere Infos:
- Die Homepage des PD-Verlages
- Die Homepage vom Heidelberger Spieleverlag

Troudi vergibt 8 von 10 Punkten:
Ganz unbekannt kommt einem "Navegador" dann doch nícht vor, gab es das Rondell doch schon einige Male vorher, in anderen Spielen von Mac Gerdts. Nach einem den ersten Spielen hat "Navegador" bei uns einen sehr zwiespältigen Eindruck hervorgerufen, was an der offensichtlichen Siegstrategie zu liegen schien: Man spielt möglichst auf Werften und Kirchen und richtet sein ganzes Spiel auf den Erwerb genau dieser Gebäude und der dazugehörigen Privilegien aus. Diese Strategie funktioniert dann allerdings nur so lange, wie einem kein anderer Spieler dazwischenfunkt. Und genau das wird schnell passieren, wenn man mit Spielern spielt, die das schnell durchschauen oder nicht ihre erste Partie "Navegador" spielen. In Wirklichkeit ist das Spiel wesentlich komplexer, denn zum Gewinnen des Spiels, also das Erzielen von einer Maximalanzahl an Siegpunkten, gibt es verschiedene Aspekte, die im Spiel zu beachten sind. Wie kann man also Einfluss darauf nehmen, dass man möglichst selber viele Siegpunkte und andere Spieler möglichst wenige Siegpunkte erzielen? Erstens sind da die Siegpunkte, die man über das Geld am Spielende machen kann. Geld ist im Spiel grundsätzlich Mangelware, also muss man über Kolonien und deren Entdeckung und den Verkauf von Waren Geld verdienen. Der Markt ist dabei besonders wichtig: Man kann ihn nutzen, um selber Geld zu verdienen, aber auch um andere Mitspieler einzuschränken. Dabei kann man schon mal auf ein lukratives Geschäft verzichten, um den Marktpreis einer Ware so zu manipulieren, dass der nachfolgende Spieler, der sich vielleicht besonders auf Faktoreien oder Kolonien konzentriert hat, dementsprechend wenig Geld verdient. Aber auch dadurch, dass man einen Überschuss an Schiffen oder Arbeitern produziert, lässt sich natürlich Geld verdienen. Parallel dazu muss man vor allem um die verschiedenen Wertungsbereiche auf den Spielertafeln (Kolonien, Faktoreien, Entdecker, Werften und Kirchen) spielen, wobei eine Spezialisierung auf ein oder zwei Bereiche für ein erfolgreiches Spiel förderlich zu sein scheint: Man muss möglichst viele Gebäude aus diesen Bereichen erwerben und dementsprechend gezielt Privilegien sammeln, um diese Bereiche möglichst wertvoll zu machen. Dabei muss man stets die Konkurrenz im Auge behalten und notfalls auch mal Sachen kaufen, die nicht unbedingt zur eigenen Strategie passen, nur um die Strategie der Konkurrenten zu durchkreuzen. Das ist alles in allem natürlich nicht ganz einfach und schon eine Herausforderung, die - trotz der nicht besonders schwierigen Regeln - nicht einfach zu meistern ist und mit Sicherheit mehr als einen Anlauf braucht, was aber auch gerade den Reiz von "Navegador" ausmacht. Ein Risiko von "Navegador" ist allerdings eine starke Spielzeitverlängerung, wenn man mit Grüblern spielt, die alles durchrechnen und auch das interaktive Element beschränkt sich im Spiel auf das gegenseitige Beobachten, so dass das Spiel - auch aufgrund der komplexen Spielstrategie - eher für Vielspieler geeignet scheint. Für alle Vielspieler lohnt sich "Navegador" aber auf jeden Fall und ist für ca. 33 Euro im Handel erhältlich.

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