Lancaster

Vielen Dank an Queen Games für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Queen Games
Autor : Matthias Cramer
Grafik : Claus Stephan / Martin Hoffmann
Spieleranzahl : 2-5 Spieler
Alter : ab 10 Jahren
Dauer : ca. 60 min.
Erscheinungsjahr : 2011

Art : Taktikspiel

Auszeichnungen:
Kennerspiel der Jahres 2011 Nominierungsliste
Deutscher Spielepreis 2011 (Platz 8)
Niederländischer Spielepreis 2012

ZUR HAUPTSEITE


Das Spielmaterial
1 Spielplan - 2 Ablagetableaus - 37 Knappen - 37 Gold - 37 Stimmsteine - 36 Adligenplättchen - 1 Startspielerstein - 12 Konfliktkarten (plus 2 Ersatzkarten) - 6 Gunstplättchen - 1 Parlamentstableau - 18 Gesetzeskarten - 1 Beiblatt - 1 Spielanleitung

Im Jahre 1453 hatte England einen neuen König - nämlich Heinrich V. von Lancaster. Und der war äußerst ambitioniert, was sein Königreich anbelangte: Er strebte nicht nur die Einigung Englands an, sondern wollte die Besitzungen in Frankreich erneut ausdehnen und die französische Krone erobern. Logisch, dass er das nicht alleine schafft. Deshalb machen sich die Spieler als junge und aufstrebende Adelige daran, ihren König nach Kräften zu unterstützen und so letztendlich der wichtigste Gefolgsmann des neuen Königs zu werden.

Vor dem Spiel wird das Spiel entsprechend den Abbildungen in der Anleitung aufgebaut. Jeder Spieler wählt eine Spielerfarbe und erhält in dieser Farbe 1 Castletableau, 6 Ausbauplättchen, 1 Sichtschirm, 2 Ritterfiguren mit den Stärken 1 und 2, 1 Stimmstein, 2 Gold, 2 Knappen und 2 Stimmplättchen. Das Gold und die Knappen kommen hinter den Sichtschirm und die beiden Ritterfiguren auf den Hof des Castletableaus. Danach darf jeder Spieler eines der 6 Ausbauplättchen auf ein Feld seines Castletableaus legen, bevor das Spiel dann beginnt.

Das Spiel geht über insgesamt 5 Runden, wobei jede Runde aus drei Phasen besteht, die folgendermaßen ablaufen:
  1. Platzieren der Ritter: Der aktive Spieler nimmt einen Spieler von seinem Hof und stellt ihn auf ein Ritterfeld des Spielplans. Die Phase endet erst, wenn jeder Spieler alle Ritter eingesetzt hat. Dadurch kann es auch passieren, dass ein oder mehrere Spieler häufiger an der Reihe sind/ist, als andere Spieler. Da die Ritterfelder in verschiedenen Orten liegen, sind beim Einsetzen der Ritterfiguren folgende Regeln zu beachten:
    1. County: Die Ritterfigur kann auf ein freies oder belegtes Feld gestellt werden. Dabei muss der Wert der Ritterfigur den Wert des Ritterfeldes haben oder übersteigen. Zusätzlich zur Ritterfigur dürfen beliebig viele eigene Knappen zu der Ritterfigur gestellt werden, die allerdings nicht zur Mindeststärke zählen. Wenn ein Ritterfeld bereits belegt ist, kann man den Ritter und die dazugehörigen nur von dort verdrängen, wenn man einen eigenen Ritter (zzgl. Knappen) dort einsetzt, der insgesamt mehr Stärkepunkte besitzt (jeder Knappe zählt bei beiden Parteien 1 Stärkepunkt). Die verdrängte Ritterfigur kommt danach wieder an den Hof des Besitzers zurück. Sollte er von Knappen begleitet worden sein, dann kommen diese nun in den Vorrat zurück.
    2. Castle: Der Spieler setzt eine Ritterfigur eines beliebigen Wertes auf ein freies Feld seines eigenen Castles.
    3. Konflikt: Der Spieler stellt eine beliebige Ritterfigur auf ein noch leeres Feld oder auf eine bereits vorhandene, eigene Figur, oberhalb eines Konfliktes. Sofern noch vorhanden, darf sich der Spieler ein offenliegendes Gunstplättchen aussuchen und erhält das angegebene Material. Dieses Gunstplättchen wird umgedreht und kann in der aktuellen Runde nicht mehr gewählt werden.
  2. Das Parlament: In dieser Phase wird nun über die neuen Gesetze entschieden und danach werden die Gesetze angewendet.
      1. Reihenfolge: Über die 3 ausliegenden neuen Gesetze wird von links nach rechts abgestimmt. 
      2. Abstimmen: Jeder Spieler legt sein Stimmplättchen für oder gegen das Gesetz verdeckt vor sich aus und kann dazu noch beliebig viele Stimmsteine in seine Hand nehmen. 
      3. Aufdecken: Haben sich alle Spieler entschieden, werden die Plättchen aufgedeckt und die Stimmsteine dazugelegt.
      4. Auszählen: Jedes Stimmplättchen und jeder Stimmstein zählen eine Stimme.
      5. Umsetzen: Das Gesetz gilt als angenommen, wenn mindestens ein Unentschieden erreicht wurde. Dementsprechend wird das ganz links liegende Gesetz aus der oberen Reihe auf dem Spielplan auf den Ablagestapel gelegt und die bereits ausliegenden Karten nach links durchgerückt, damit das neu angenommene Gesetz nun auf das freigewordene Feld gelegt werden kann. Nicht angenommene Gesetze kommen auf den Ablagestapel.
      6. Weiter abstimmen: Danach wird das nächste Gesetz abgestimmt.
  3. Erträge: Nun werden die verschiedenen Einsetzbereiche ausgewertet:
Nachdem auch diese Phase durchgeführt wurde, ist die aktuelle Runde beendet, nachdem noch die Vorbereitungen für die nächste Runde getroffen wurden: Es werden 2 neue Konfliktkarten aufgedeckt und alle Gunstplättchen werden wieder auf die aktive Seite gedreht. Die untere Reihe im Parlament wird mit neuen Gesetzeskarten bestückt und die nächste Runde kann beginnen.

Das Spiel endet nach der 5. Runde automatisch. Nun erfolgt die Schlussabrechnung: Der Spieler mit der höchsten Gesamtstärke in seiner Ritterschaft erhält 8, der Spieler mit der zweithöchsten Gesamtstärke 4 Siegpunkte (Gleichstand über Knappen auflösen). Der Spieler mit den meisten Ausbauplättchen im Castle erhält 8, der Spieler mit den zweitmeisten Ausbauplättchen 4 Siegpunkte (Gleichstand über Gold auflösen). Außerdem erhalten alle Spieler mit mehr als 1 Adeligen an ihrer Tafelrunde Siegpunkte: Für 2 Adelige 1, für 3 Adelige 3, für 4 Adelige 6, für 5 Adelige 10, für 6 Adelige 15, für 7 Adelige 21, für 8 Adelige 28 und für 9 Adelige 36 Siegpunkte. Der Spieler, der nun insgesamt die meisten Siegpunkte hat, hat auch das Spiel gewonnen.

Für 2 Spieler gelten besondere Regeln.
    (Troudi 30.04.2011)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Queen Games

Troudi vergibt 9 von 10 Punkten:
"Lancaster" haben wir ja auch als Preview schon besprochen, nun haben wir das Spiel aber schon häufig gespielt und sind so in der Lage einen endgültigen Kommentar abzugeben. Die Ausstattung ist wirklich Klasse und macht das Spiel schon spielenswert. Die Anleitung ist lückenlos und macht einen schnellen Einstieg in das Spiel möglich. Etwas mehr Zeit braucht man für die Gesetzeskarten, aber da gibt es separate Übersichten und man kann die einzelnen Gesetze immer dann erklären, wenn sie zum ersten Mal aufgedeckt werden. Natürlich ist hier aber der Spieler schon im Vorteil, der das Spiel schon mal gespielt hat und schon weiß, welche Gesetze so im Spiel sind. Aber wie spielt sich "Lancaster" nur: Da es im Endeffekt mal wieder um Siegpunkte geht, muss man natürlich möglichst viele davon erzielen. Und die Möglichkeiten dazu sind vielfältig. Grundsätzlich bringen die meisten "Direktsiegpunkte" natürlich die Konflikte in Frankreich, allerdings fehlen einem dann diese Leute, um Erträge in den Castles zu bringen oder Counties zu besetzen. Dabei sind diese beiden "englischen" Standorte nicht nur aufgrund der Nachschublage (Gold und Knappen sind immer interessant) bedeutsam, sondern auch, weil man hier z.B. Ritter aufwerten (dann werden sie stärker) oder neue Ritter ins Spiel bringen kann. Denn auch die bringen neben der Kampfkraft auch neue Aktionsmöglichkeiten mit sich - hinsichtlich der Stärkepunkte und der Anzahl von Aktionen, die man zur Verfügung hat. Und natürlich erhält man auch hier am Ende Siegpunkte. Das Salz in der Suppe sind doch aber vielleicht die Adeligen: Sie bringen nicht nur am Ende des Spiels fette Siegpunkte (und wir hatten Spieler mit 9 Adeligen), sondern ermöglichen vor allem auch einen Einfluss bei der Abstimmung über Gesetze. Und die sind ein tolles Mittel im Spiel: Alle Gesetze haben in der Theorie nämlich Einfluss auf alle Spieler, in der Praxis erfüllen die notwendigen Bedingungen aber in der Regeln nur einige Spieler. Und die wollen das Gesetz dann natürlich dementsprechend durchkriegen oder ablehnen. Hier heißt es aufpassen, denn bei der Abstimmung auf das Interesse der Mitspieler zu schielen, ist fast unabdingbar.  Und wer hier die richtigen Bedingungen erfüllt, kann nochmal fette Siegpunkte einstreichen. Im Endeffekt sind die Möglichkeiten an die Höchstanzahl an Siegpunkten zu gelangen vielseitig und hängen nicht nur von der eigenen Spielweise, sondern auch der der Mitspieler ab. Im Endeffekt gibt es also viele verschiedene Wege zum Sieg und die unterscheiden sich von Partie zu Partie, da jede Partie aufgrund verschiedener Taktiken anders verläuft, so dass man immer wieder neu agieren und reagieren muss.  Und das Tolle ist, dass "Lancaster" in jeder Besetzung funktioniert und die Spieldauer von 60 Minuten auch bei der Maximalspieleranzahl nur knapp überschritten wird. Vor allem kann sich "Lancaster" auch in der 2er-Variante wirklich sehen lassen: Jeder Spieler erhält noch einen "fiktivern" Mitspieler mit eigener Burg, der auch Lehen besetzt, jede Runde Ritter baut und aufwertet, aber keine Siegpunkte etc. erhält. Natürlich kann dieser "fiktive" Spieler auch gegen den anderen Spieler vorgehen, kann aber nicht dazu genutzt werden, einfach nur einen Platzhalter für den besitzenden realen Spieler darzustellen. Hier ist es  auf großartige Weise gelungen, aus einem Spiel zu zweit ein gefühltes Spiel zu viert zu machen. Hochinteressant! Insgesamt ist "Lancaster" ein innovatives, kurzweiliges und hochinteressantes Spiel und eins der Highlights des Spiele-Jahrgangs 2010/11. Das Spiel ist für 40 Euro im Handel erhältlich.

Fragen zu Lancaster? Schickt uns eine Mail.