Helvetia

Vielen Dank an Kosmos für die Bereitstellung eines Rezensionsexemplares

Auf einen Blick:
Verlag : Kosmos
Autor : Matthias Cramer
Grafik : Imelda & Franz Vohwinkel
Spieleranzahl : 2-4 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : 60-90 min.
Erscheinungsjahr : 2011

Spielart : Taktikspiel / Aufbauspiel

Auszeichnungen:
Deutscher Spielepreis 2012 (Platz 5)
IGA Multiplayer Nominierungsliste 2012
Swiss Gamers Award 2011 (Platz 3)

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Das Spielmaterial
1 Spielplan - 64 Dorfbewohner - 54 Gebäudeplättchen - 6 Sonderplättchen - 24 Münzen - 68 Liefersteine - 10 Güterplättchen - 5 Personenplättchen - 5 Dorfmitten - 1 Startspielerplättchen - 1 Spielregel

Die Schweiz war zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch keineswegs das hypermoderne Finanzzentrum von heute, sondern eher ein Land, das sehr unter der napoleonischen Besatzung gelitten hatten und wo die Menschen in den zwar malerischen aber abgelegenen Tälern recht einsam und isoliert lebten. Und genau in einem solchen Dorf leben nun auch die Spieler: Man schlägt sich durch, die Dorfgemeinschaft produziert genug, um das Überleben zu sichern. Aber: Natürlich will man für seine eigenen Kinder und auch das Dorf mehr und so schaut man, dass man das eigene Dorf ausbaut und die Kinder in andere Dörfer verheiratet, denn von den neuen Verbindungen kann auch die gesamte Dorfgemeinschaft profitieren...

Vor dem Spiel
werden zunächst die Gebäudeplättchen nach den Zahlen auf der Rückseite getrennt (1-3) und dann in absteigender Zahlenfolge verdeckt aufeinandergestapelt und die obersten 5 mit der 1 darauf offen neben den Spielplan gelegt. Die Personen- und Warenplättchen werden auf die entsprechenden Felder des Spielplans gelegt. Jeder Spieler wählt eine Farbe und nimmt sich alles entsprechende Material. Jeder Spieler legt einen Lieferstein auf die 0 der Siegpunktleiste. Jeder Spieler nimmt sich eine Dorfmitte und ein Startspieler wird auf beliebige Art und Weise ermittelt. Jetzt werden die Startgebäude - die mit den Buchstaben auf der Rückseite - verteilt (bei weniger als 4 Spielern werden einige aussortiert): Beginnend bei diesem Spieler und dann im Uhrzeigersinn darf jeder Spieler jeweils ein Gebäudeplättchen aussuchen - bis jeder Spieler 3 Gebäudeplättchen hat, die er an seine Dorfmitte anlegt. In der zweiten Auswahlrunde wird dabei gegen und in der dritten Auswahlrunde wieder im Uhrzeigersinn ausgewählt. Jeder Gebäudetyp darf von jedem Spieler nur einmal gewählt werden. Die Gebäude werden an die eigene Dorfmitte angelegt, wobei jedes Gebäude direkt an die Dorfmitte gelegt werden muss, egal ob horizontal, vertikal oder diagonal. Erst wenn die direkt an die Dorfmitte angrenzenden Plätze belegt sind, dürfen Gebäude auch so gebaut werden, dass sie in der zweiten "Reihe" liegen. Die jeweils drei an einer Ecke der Dorfmitte anliegenden Plättchen (und auch die dahinter) werden als Viertel bezeichnet, wobei die beiden Gebäudeplättchen auf den schmalen Längsseiten der Dorfmitte also zu beiden Vierteln zählen.


Hat jeder Spieler sein Dorf aufgebaut,
dann stellt nun jeder Spieler 3 Pärchen aus seinen Spielfiguren zusammen (jeder Spieler hat 16 Dorfbewohner, nämlich 8 männnliche und 8 weibliche). Es beginnt immer der Startspieler und die anderen Spieler folgen gegen den Uhrzeigersinn: Der Mann und die Frau des ersten Pärchen werden jeweils auf ein eigenes Gebäude gestellt. Eine Figur des zweiten Pärchens kommt auf das verbleibende Gebäude, die andere in die Schule. Von denbeiden Figuren des dritten Pärchens wird  eine "verheiratet" - also zu einer Figur auf ein Gebäudeplättchen des linken Nachbarn gestellt. Dabei muss die dort bereits stehende Figur das andere Geschlecht haben und es dürfen maximal 2 Figuren - also 1 Pärchen - auf jedem Gebäudeplättchen stehen. Die noch verbleibende Figur kommt auf das dritte eigene Gebäude. Dann nimmt sich jeder Spieler die sechs Münzen in seiner Farbe und gibt seinen beiden rechten Nachbarn jeweils eine davon, die diese in ihre Dorfmitte liegen. So hat also jeder Spieler noch vier eigene Münzen übrig.

Das Spiel geht über eine unbestimmte Anzahl von Spielrunden, wobei jede Runde aus einer unbestimmten Anzahl an Spielerzügen besteht. Dabei setzen die Spieler ihre Münzen ein, um Aktionen durchzuführen. Die Spieler legen mindenstens eine Münze auf eine Persönlichkeit und führen dann die entsprechende Aktion durch. Man kann auch mehrere Münzen auf eine Persönlichkeit legen und so die Aktion mehrfach durchführen. Der Startspieler beginnt und dann folgt immer der nächste Spieler gegen den Uhrzeigersinn. Dabei müssen die Spieler eine oder mehrere Münzen einsetzen, um die folgenden Aktionen durchführen zu können:
Die Runde endet, sobald nur noch ein einziger Spieler Münzen hat. Dieser Spieler wird nun automatisch zum Startspieler der nächsten Runde und erhält das Startspielerplättchen. Danach werden die Personenplättchen an die Spieler verteilt, die auf dem jeweiligen Feld die meisten Münzen liegen haben. Wenn dort mehrere Spieler gleich viele Münzen haben, bleibt das Personenplättchen, wo es ist. Das Personenplättchen kann als zusätzliche Aktion vor oder nach der Durchführung einer eigenen Aktion verwendet werden, entweder als eigene Aktion oder zur Ergänzung der durchgeführten Aktion. Danach werden die Münzen an die Spieler zurückgegeben, die Kinder in der Schule kommen in die Dorfmitte (und müssen dort ggf. auf leere Gebäudeplättchen verteilt werden) und die neugeborenen Kinder aus den Dörfern kommen in die Schule. Danach werden die Siegpunkte überprüft: Jeder Spieler erhält 1 Punkt für jeden Lieferstein und einen weiteren für jedes Personen- oder das Startspielerplättchen. Außerdem erhält man für Waren- und Sonderplättchen und Siegpunktgebäude nochmal so viele Punkte, wie angegeben. Nun werden noch die 5 nächsten Gebäudeplättchen aufgedeckt und die nächste Runde kann beginnen.

Das Spiel endet
, sobald am Ende einer Runde ein oder mehrere Spieler die 20 Siegpunkte erreicht oder überschritten haben. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen. Bei einem Gleichstand hat der Spieler gewonnen, der über mehr aktive Dorfbewohner verfügt. Gibt es auch hier einen Gleichstand, dann teilen die Spieler sich den Sieg.
(Troudi 28.02.12)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Kosmos

Troudi vergibt 9 von 10 Punkten:
Ein eher seltenes Thema in der Spielewelt ist wohl das Dorfleben in der Schweiz, mit dem sich "Helvetia" hier beschäftigt. Grundsätzlich lässt sich dazu erstmal sagen, dass das Thema im Spiel gut umgesetzt wurde, was an der stimmigen Grafik und auch dem Inhalt des Spiels (also hinsichtlich der Charaktere etc.) liegt. Die Optik der Figuren hinsichtlich der Unterscheidbarkeit von Mann und Frau ist allerdings ein Problem, das hätte man wirklich etwas eindeutiger machen können - was bei dem hochwertigen Material eigentlich Schade ist. Der Verlag hat aber nachgebessert und mittlerweile gibt es Aufkleber, um das Problem zu lösen. Von der Regel und vom Spielmechanismus her ist "Helvetia" ein Beweis dafür, dass sich Kosmos jetzt und künftig auch wieder dem Vielspielermarkt stärker zuwenden will. Die Regel ist gut, die Spielmechanismen allerdings zahlreich und letztendlich scheint man nach dem Lesen der Regel zwar zu wissen, wie das Spiel abläuft, aber nicht, wie das Spiel in dem Sinne funktioniert. Und genau das herauszufinden ist ein Reiz im Spiel. Denn die Mechanismen greifen alle gut ineinander, vor allem aber lassen sie sich auch auf unterschiedliche Weisen miteinander kombinieren was heißt, dass in "Helvetia" eine ganze Reihe von Strategien und Taktiken möglich ist, um das Spiel zu gewinnen. Diese verschiedenen Strategien und Taktiken eröffnen sich aber auch erst, nachdem man schon eine Reihe von Partien gespielt hat und das sorgt natürlich für den notwendigen Wiederspielreiz, der auch immer ein wichtiger Bestandteil eines guten Spiels ist. Ein Weg, der sich bei uns generell als sinnvoll herausgestellt und in den verschiedenen Partien häufiger zum Sieg geführt hat war der, dass man einerseits früh an den Markt geht, um dort Punkte abzugrasen und dazu dann noch die Siegpunktgebäude baut, um so dauerhaft an Siegpunkte zu kommen. Dazu ist es wichtig, seine eigenen Dorfbewohner so zu verheiraten, dass man möglichst Zugriff auf alle Gebäude und Waren hat, so dass man hier eine breite Produktionspalette abdecken kann. Die ist nämlich für die Bedienung des Marktes und auch den Bau von Gebäuden unerlässlich. Generell muss man dabei immer beobachten und einschätzen, wieviele Aktionen man in seiner Runde durchführt, denn wenn man nur sehr wenige Aktionen in seinem Zug verbraucht kann es schnell passieren, dass die Runde dann schnell beendet ist und man selber auf seinen noch möglichen Aktionen sitzen bleibt. Gut gespielte Partien "Helvetia" gehen in der Regel sehr knapp aus und in unseren Testrunden waren mit erfahrenen Spielern Unterschiede von mehr als 4 Punkten äußerst selten, wobei der Besitz von Personenplättchen hier auch schon häufiger spielentscheidend war. Fazit: "Helvetia" ist ein Spiel mit einer relativ niedrigen Einstiegshürde, das einen hohen Wiederspielreiz und innovative Mechanismen hat. Es funktioniert in jeder Spieleranzahl gut, besonders auch zu zweit. Mit ca. 30 Euro liegt das Spiel auch preislich gut, so dass "Helvetia" eine echte Empfehlung darstellt.

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