Grand Cru
 
Vielen Dank an Amigo für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : eggert
Autor : Ulrich Blum
Grafik : Alexander Jung
Spieleranzahl : 2-5 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : ca. 90 min.
Erscheinungsjahr : 2010

Spielart : Optimierungsspiel



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Das Spielmaterial
1 Spielplan - 5 Weingüter - 80 Spielgeldscheine - 30 Markierungssteine - 100 Weinwürfel - 24 Ausbauplättchen - 70 Weinrebenplättchen - 1 Rundenmarker - 1 Startspielerfigur - 5 Kursmarker  - 1 Spielregel

Frankreich ist bekanntlich das Land des Weines. Und wer hat nicht schonmal davon geträumt, eines der großen Weingüter zu besitzen? Kein Problem - in "Grand Cru" kriegt jeder Spieler ein Weingut. Aber auch in der romantischen Welt der Weinberge geht es letztendlich nur um den Profit: Welcher Spieler schafft es also, möglichst viele Francs zu verdienen, indem er die richtigen Weinsorten anbaut und sie zum richtigen Zeitpunkt verkauft, nachdem er natürlich die Weinreben angelegt hat?

Vor dem Spiel wird jeweils ein Kursmarker auf jedes unterste Feld der Nachfragetabelle gestellt. Jeder Spieler wählt dann ein Weingut und erhält alle dazugehörigen Markierungssteine. Die Plättchen werden nach Ausbauten und Weinreben getrennt gemischt und dann werden doppelt so viele Weinreben-Plättchen und einmal so viele Ausbau-Plättchen in die Auslage gelegt, wie Spieler teilnehmen. Die restlichen Plättchen werden zusammengemischt und bilden einen verdeckten Nachziehstapel. Jeder Spieler nimmt nun so viele eigene Marker in die Hand, wie er Kredite aufnehmen will. Jeder Spieler muss mindestens 1 und kann maximal 6 Kredite aufnehmen. Für jeden Kredit erhält er jeweils 7 Francs aus der Bank. Mit einem Markierungssteine wird dann die Anzahl der aufgenommenen Kredite auf der Kreditleiste markiert. Dann stellt noch jeder Spieler seinen Weinfestmarker auf die 3 der Prestigepunktleiste. Der Spieler, der die meisten Kredite aufgenommen hat (bei Gleichstand auslosen) erhält die Startspielerfigur und das Spiel kann beginnen.
 
Das Spiel geht über eine unbestimmte Anzahl von Runden. Dabei besteht jede Runde immer aus der Phase "Ausbau des Weinguts" und der Phase "Jahresende". In der ersten Phase führt jeder Spieler Aktionen durch, um sein Weingut auszubauen und seinen Wein abzuernten. In der zweiten Phase gibt es ein Weinfest, auf dem Prestigepunkte vergeben und Sonderaktionen durchgeführt werden können. Im Detail laufen die beiden Phasen folgendermaßen ab:
 
Phase I: Ausbau des Weinguts
Der Startspieler stellt zu Beginn jeder neuen Aktionsrunde den Rundenmarker ein Feld weiter nach rechts, außer wenn dieser schon auf dem letzten Feld steht. Beginnend mit dem Startspieler fürht dann jeder Spieler eine der folgenden 9 Aktionen durch:

Phase II: Jahresende

Das Jahresende ist erreicht, wenn alle Spieler - bis auf einen - gepasst haben und dieser noch genau eine Aktion durchgeführt hat oder wenn der Rundenmarker ganz auf dem ganz rechten Feld der Rundenzählleiste steht und der erste Spieler der Runde alle seine Weinreben abgeerntet und jeder Spieler noch genau eine Aktion durchgeführt hat. Dann folgen nun die Aktionen am Jahresende in folgender Reihenfolge:

  1. Neue Plättchen in die Auslage: Alle offenen Plättchen werden nun aus der Auslage und von den Feldern oberhalb der Versteigerungsspalten genommen und auf den Ablagestapel gelegt. Danach werden vom Nachziehstapel noch doppelt so viele neue Plättchen in die Auslage gelegt, wie Spieler teilnehmen.
  2. Das Weinfest: Dann findet das Weinfest statt, das aus zwei verschiedenen Aktionsphasen besteht. Zunächst wird für jede Weinsorte überprüft, welcher Spieler die meisten Weinwürfel in dieser Farbe verkauft hat. Der Spieler, der die meisten Weinwürfel gekauft hat, erhält 3 Prestigepunkte, der Spieler mit den zweitmeisten verkauften Würfeln erhält 1 Prestigepunkt. Bei einem Gleichstand auf dem ersten Platz erhält jeder Spieler 1 Prestigepunkt, bei einem Gleichstand auf dem zweiten Platz werden allerdings keine Prestigepunkte vergeben. Danach kommen die Weinwürfel von den Fässern wieder in den Vorrat zurück. Dann kann, immer in Spielerreihenfolge, jeder Spieler eine  Sonderaktion aussuchen, wenn er die dafür erforderlichen Prestigepunkte bezahlen kann. Jeder Spieler kann dies mehrfach machen, solange er nicht passt. Allerdings kann jede Aktion nur einmal ausgewählt werden und muss sofort durchgeführt werden. In der Übersicht stehen folgende Aktionen zur Auswahl: Prestigepunkte in Geld umwandeln; Nachfrage einer Weinsorte für Prestigepunkte erhöhen; Weinreben auf dem Weingut mit Ablage- oder Nachziehstapel tauschen; zusätzlichen Weinverkauf durchführen; übrige Weinreben abernten und für jeweils 1 Franc verkaufen; noch unreifen Wein verkaufen; Startspieler werden.+
  3. Der Wein reift: Jeder Spieler schiebt die Würfel jedes Weinfasses in seinem Weingut ein Fass weiter nach rechts. Die Farbe auf dem aktuellen Fass zeigt immer an, welcher Wein reif ist. Wenn Weinwürfel bereits im letzten Fass liegen, kommen sie aus dem Spiel.
  4. Zinsen: Jeder Spieler muss nun die Zinsen zahlen, wie dies der Zahl im orangen Feld auf der Kreditleiste entspricht, auf der sein Marker steht. Wenn man nicht genügend Bargeld zum Bezahlen der Zinsen hat, dann muss man einen weiteren Kredit aufnehmen.
  5. Kredite: Ein Spieler kann nun entweder einen oder mehrere Kredite für jeweils 7 Francs aus der Bank aufnehmen oder für die Abgabe von jeweils 7 Francs an die Bank einen oder mehrere Kredite zurückzahlen oder er passt und macht gar nichts.
  6. Vorbereitung für das neue Jahr: Auf jedes leere Weinreben-Plättchen wird ein Weinwürfel der entsprechenden Farbe gelegt. Alle Ausbau-Plättchen werden dann wieder auf die bedruckte Seite gedreht, können also wieder benutzt werden. 
Das Spiel endet entweder, sobald ein Spieler alle seine Kredite zurückgezahlt hat oder sobald ein Spieler bereits 11 Kredit aufgenommen hat, aber noch einen 12. Kredit aufnehmen müsste. Jeder Spieler zählt nun seine Siegpunkte: Für jedes Weinreben- und Ausbau-Plättchen im eigenen Weingut erhält man jeweils 5 Francs und für jeden Weinwürfel im eigenen Weinkeller 1 Francs. Für jeden noch nicht zurückbezahlten Kredit muss man 7 Francs bezahlen. Der Spieler mit dem größten Geldbetrag hat das Spiel gewonnen.
(Troudi, 25.01.2011)

Weitere Infos:
- Die Homepage von eggert

Troudi vergibt 8 von 10 Punkten:
"Grand Cru" ist eines unserer Highlights der Spielemesse in Essen 2010 gewesen. Woran liegt das? Zunächst einmal bekommt man hier ein Spiel mit einer schönen Ausstattung (aber hätte man hier nicht noch einen Beutel für die Plättchen reinlegen können?), das auch noch mit einer klaren und verständlichen - und gar nicht mal so komplizierten - Anleitung ausgestattet ist. Das Spiel selber ist relativ schnell erklärt, auch wenn die verschiedenen Ausbauten und Sonderaktionen einiger Zusatzerläuterungen bedürfen, die sich jedoch im Spiel unterbringen lassen. Zum Spiel selber: Grundsätzlich interessant ist der Rundenmechanismus. Grundsätzlich hat dabei der Startspieler das Heft in der Hand: Wenn er die letzte Rebe aberntet, ist zunächst mal Feierabend. Wenn der dann auch noch besonders wenige Reben hat, wird es eng und man gerät schnell unter Zeitdruck und muss seine Aktionen umso überlegter planen. Wenn der Startspieler allerdings über sehr viele Weinreben verfügt, kann man sich evtl. Zeit lassen. Dieser Zeitdruck hat natürlich Einfluss auf die zu wählenden Aktionen und besonders bei den Versteigerungen steht man in zweifacher Hinsicht unter Druck: Einmal muss man, um nicht sofort verdrängt zu werden, schon einigermaßen hoch an ein interessantes Plättchen rangehen. Zweitens ist zu beachten, dass bei einer Verdrängung eine ganze Aktion verloren ist, da man ja nicht sofort wieder einsetzen kann, sondern für die Abgabe eines neuen Gebotes erst noch warten muss. Das ist durchaus interessant, aber auch nicht ganz einfach, da man in "Grand Cru" eigentlich fast nie genügend Geld hat. Auch interessant ist die Auswahl des richtigen Weines: Die gelben und grünen Weine sind zwar schnell reif und bringen schnell Geld in die Kasse, wirklich viel lässt sich allerdings nur mit den teuren Sorten verdienen, die allerdings erst deutlich später reif sind. Also sollte man langfristig planen und oft lohnt sich ein frühzeitiger Erwerb von blauen Weinreben, da man dann früh mit der Ernte beginnen kann. Die Runden bis zur ersten Reife blauer Reben muss man dann allerdings mehr oder weniger mit billigeren Weinsorten überbrücken. Dabei helfen einem noch die Ausbauten: Da lässt sich die Nachfrage einzelner Weinsorten in die Höhe treiben oder Wein reift schon mal schneller, was wichtig sein kann. Auch über die Prestigepunkte lässt sich etwas ausrichten: Es schadet nichts, ein paar Billigtrauben als Traubensaft einzustampfen, wenn man dafür Bargeld kriegt und auch das Eintauschen von Prestigepunkten gegen Bargeld ist lukrativ. Vorsicht ist dagegen bei den Krediten geboten: Es lohnt sich, alles Bargeld auszugeben und einen Zusatzkredit zum Begleichen der Zinsen aufzunehmen, wenn in der nächsten Runde Gewinne zu erwarten sind, die mindestens die Rückzahlung eines Kredites ermöglichen. Wer allerdings ständig Kredite aufnehmen muss, der gerät schnell in den finanziellen Ruin. So könnte man jetzt noch lange weiterschreiben, so vielfältig erschienen uns die Möglichkeiten in "Grand Cru". Noch dazu funktioniert das Spiel in allen Spieleranzahlen gut und ist unterhaltsam und kurzweilig. Die Komplexität der Regeln hält sich in Grenzen, so dass die Einstiegshürde nicht allzu hoch ist. Insgesamt ist "Grand Cru" ein gelungenes Spiel, das man unbedingt ausprobieren sollte. Es ist für ca. 30 Euro im Handel erhältlich.

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