Egizia

Vielen Dank an Hans im Glück für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Hans im Glück
Autor : Acchittocca
Spieleranzahl : 2-4 Spieler
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : ca. 90 min.
Erscheinungsjahr : 2009

Spielart : Aufbauspiel / Taktikspiel

Auszeichnungen:
Deutscher Spielepreis 2010 (Platz 7)
IGA Multiplayer Nominierungsliste 2010

ZUR HAUPTSEITE
Egizia von Hans im Glück

Das Spielmaterial
1 Spielplan - 4 Spielertableaus - 32 Schiffe - 96 Steine - 16 Bautruppplättchen - 4 Startkarten Steinbruch - 4 Startkarten Getreide - 56 Nilkarten - 29 Sphinxkarten - 4 Nummernplättchen - 1 Wasserring - 4 Skarabäusplättchen  - 1 Spielregel

Das Alte Ägypten ist vor allem für zwei Dinge berühmt: Einmal natürlich die großartigen Bauwerke und dann natürlich auch noch den Nil. Und um beide dieser Dinge geht es in dem Spiel auch: Als mächtige Bauherren begeben sich die Spieler mit ihren Schiffen auf den Nil, um sich durch die Beteiligung an der Errichtung der Pyramiden, Sphinx und anderer Bauwerke hervorzutun und so in die Geschichte einzugehen. Allerdings müssen sie dabei nicht nur gegen die Konkurrenz kaufen, sondern auch Baumaterial und Arbeiter heranschaffen und diese adäquat versorgen, wenn sie ihre Helfer nicht einer Hungersnot aussetzen wollen...

Vor dem Spiel zieht jeder Spieler ein Nummernplättchen, um die Spielerreihenfolge festzulegen. Dann wählt jeder Spieler eine Farbe und erhält das entsprechende Tableau und die Schiffe in der Farbe. Danach nimmt sich jeder Spieler noch die 4 Bautruppplättchen in seiner Farbe und legt sie auf sein Tableau: Das Jokerplättchen kommt auf das Feld 2, die anderen 3 Bautruppen kommen auf das Feld 1. Jeder Spieler erhält 24 Steine in seiner Farbe und legt sie in seinen persönlichen Vorrat. Davon nimmt er sich 4 und legt einen auf das Feld 0 der Zählleiste. Der Spieler mit der 1 setzt sich an die letzte Stelle usw.. Einen weiteren Stein legt jeder Spieler auf das oberste Feld der Übersicht für den Steineverkauf und das oberste Feld des Getreidemarktes. Den letzten Spiel legt der Spieler mit der 1 auf die 2 der Steineleiste seines Tableaus, der Spieler mit der 2 auf die 3 usw.. So viele Steine hat jeder Spieler im Augenblick. Zum Schluss erhält jeder Spieler noch jeweils eine Startkarte Steinbruch und Getreide, die er offen neben sein Tableau legt. Nun kann das Spiel beginnen.

Das Spiel geht insgesamt über 5 Spielrunden und jede Spielrunde besteht aus 7 Phasen. Es beginnt immer der Spieler mit dem Nummernplättchen mit der Nummer 1, dann kommt der Spieler mit dem Nummernplättchen mit der Nummer 2 an die Reihe usw.. Jede Runde hat insgesamt 7 verschiedene Phasen, die im Detail folgendermaßen ablaufen:
  1. Nilkarten auslegen: Es werden die obersten 10 Karten vom Stapel mit den Nilkarten gezogen und werden beginnend mit dem obersten Feld auf die Felder neben dem gelegt.
  2. Nil befahren: Der Spieler mit der 1 beginnt und setzt sein Schiff auf ein beliebiges Schiffsfeld. Dann kommt der Spieler mit der Nummer 2 an der Reihe usw.. Auf den meisten Feldern kann immer nur ein Schiff stehen, auf einigen Feldern aber auch mehrere. Die Phase endet, wenn kein Spieler ein Schiff mehr einsetzen kann. Folgende Felderarten gibt es:
    • Baufelder: Das erste Schiff, das hier ankommt, wird immer ganz nach oben geschoben. Die Bauaktion wird erst später ausgeführt. Sind alle Bauplätze belegt, kann ein Spieler trotzdem sein Schiff noch daneben stellen, aber nur dort bauen, wenn ein Spieler, der auf einem Bauplatz steht, nicht bauen will oder  kann.
    • Kartenfelder: Wenn ein Spieler auf ein Feld mit einer Karte kommt, darf er diese Karte nehmen und sie gilt ab sofort. Im Spiel gibt es drei verschiedene Arten von Karten: Es gibt Karten, die permanent, sofort und einmalig oder einmalig wirken (d.h., der Spieler kann sie zu einem beliebigen Zeitpunkt einsetzen). Diese Karten haben ganz verschiedene Auswirkungen: Einmal gibt es beispielsweise zusätzliche Steinbrüche oder Felder; dann gibt es Karten, die zusätzliche Arbeiter bringen oder auch welche, durch die man 2 Schiffe hintereinander platzieren darf etc.. Wichtig ist, dass der Spieler sein nächstes Schiff immer weiter nilabwärts einsetzen muss, als sein vorheriges Schiff.
    • Runde Felder: Auf Runden Felder führt der Spieler die Aktion sofort durch. Was ein Spieler auf den Feldern machen kann, hängt von den Symbolen darauf ab. In den meisten Feldern erhalten die Spieler Arbeiter dazu, aber sie können auch ihre Marker auf dem Getreidemarkt (reduziert den Verlust an Siegpunkten bei Getreidemangel und bringt auf dem letzten Feld zusätzliche Siegpunkte) oder Steineverkauf (wer das letzte Feld erreicht erhält bei erneutem Vorrücken drei Steine in seinen Vorrat) vorsetzen, den Wasserring um ein Feld bewegen oder Steine erhalten.
  3. Bautrupps ernähren: Jeder Spieler zählt nun, wie viele Bautrupps er insgesamt hat. Dazu kontrolliert er einfach, welcher Bautrupp in welcher Spalte liegt und addiert die Zahlen zusammen. Der Spieler muss in dieser mindestens so viele ertragreiche Felder haben, für die er dann eine bestimmte Anzahl an Getreide erhält. Es sind immer nur die Felder ertragreich, die so aussehen wie im Feld genau unter dem Wasserring oder links daneben. Wer nicht genügend Getreide hat, der muss Siegpunkte abgeben: Für jeden fehlenden Getreidepunkt muss der Spieler maximal 3 und minimal 1 Siegpunkt abgeben, je nach der Position des Spielers auf dem Feld für den Steineverkauf.
  4. Steine produzieren: Jeder Spieler darf seinen Steinemarker auf dem eigenen Tableau nun um so viele Felder nach vorne ziehen, wie er Steine aus seinen Steinbrüchen erhält.
  5. Bauen: Nun wird endlich gebaut. Bei jedem Bauplatz beginnt immer der Spieler mit einem Schiff auf dem obersten Feld, dann folgen die anderen Spieler. Grundsätzlich kann man auf jedem Bauplatz maximal 1 farbigen Bautrupp zuzüglich des weißen Jokerbautrupps einsetzen. Die eingesetzten Bautrupps werden auf die Rückseite gedreht. Diese Bautrupps haben so viele Arbeiter, wie das den Zahlen in den Spalten mit dem Bautruppplättchen entspricht. Zum Bauen müssen die Arbeiter mit Steinen versorgt werden, allerdings muss nicht jeder Arbeiter auch mit einem Stein versorgt werden, d.h. man kann beim Bauen sozusagen Arbeitskraft verfallen lassen. Je nach Bauplatz gelten abgesehen davon die folgenden Regeln:
    • Sphinx: Der Spieler zahlt maximal 5 Steine und Arbeiter und erhält nimmt sich die entsprechende Anzahl an Karten vom Stapel. Er darf sich alle ansehen, aber nur maximal 1 Karten behalten. Die restlichen Karten kommen unter den Stapel zurück. Für jede abgelegte Karte erhält der Spieler 1 Siegpunkt. Die Sphinxkarten bringen den Spielern am Ende des Spiels zusätzliche Siegpunkte, z.B. wenn bestimmte Bauwerke fertiggestellt wurden, wenn man in bestimmten Bauwerken mit einer gewissen Häufigkeit vertreten ist, alle Spieler das letzte Feld des Steineverkaufs erreicht haben etc..
    • Obelisk/Gräber: Der Obelisk kann nur von unten nach oben bebaut werden, d.h. man kann die Felder nur in ihrer logischen Reihenfolge bebauen. Jedes Feld kostet so viele Steine und Arbeiter, wie die Zahl darauf angibt. Außerdem bringt jedes bebaute Feld die entsprechende Anzahl an Siegpunkten. Auf bebaute Felder stellt der Spieler einen eigenen Stein. Ein Spieler kann mehrere Felder bebauen. Bei den Gräbern kann immer nur das nächste bzw. die nächsten aufgedeckten Plättchen gebaut werden. Auch hier werden so viele Steine und Arbeiter fällig, wie auf dem Plättchen angegeben. Der Spieler nimmt sich das/die entsprechende(n) Plättchen und legt sie vor sich ab. Danach deckt er wieder so viele Plättchen auf, das wieder 4 Stück offen ausliegen.
    • Pyramide/Tempel: In beiden Bauwerken muss für das gewünschte Feld die entsprechende Anzahl an Arbeitern und Steinen bezahlt werden und bringen die entsprechende Anzahl an Siegpunkten und außerdem können wiederum mehrere Felder gebaut werden. Für die Pyramide gilt, dass zunächst immer zwei Felder in einer Reihe gebaut werden müssen, um ein Feld in der Mitte darüber bebauen zu können. Wenn eine Reihe komplett fertig gestellt wird, dann erhält ein Spieler, der hier eine Mehrheit hat, immer so viele Bonuspunkte, wie er Steine in der Reihe liegen hat. Im Tempel müssen erst die Pfeiler links und rechts bebaut werden, dann die beiden Säulen dazwischen und schließlich der Querbalken.
  6. Bonuspunkte für das Bauen: Jetzt wird kontrolliert, welcher Spieler wo eine Bauaktion durchgeführt hat. Wenn man mindestens in einem der drei Baubereiche gebaut hat, dann erhält man 1 Siegpunkt. Beim Mitbauen in 2 Baubereichen 3 und beim Mitbauen in 3 Baubereichen sogar 6 Siegpunkte.
  7. Spielerreihenfolge festlegen: Die Spielerreihenfolge für die nächste Runde wird wieder aufgrund der Siegpunkte festgelegt. Der Spieler mit den wenigsten Siegpunkten erhält die "1", der Spieler mit den nächstmeisten Siegpunkten "2" etc.. Es kommen alle eingesetzten Schiffe zu den Spielern zurück und die Bautrupps werden wieder auf ihre Vorderseite gedreht. Dann kann die nächste Runde kann beginnen.
Das Spiel endet automatisch nach der 5. Runde. Nun erhält jeder Spieler noch die Siegpunkte für seine Sphinxkarten und Punkten für gesammelte Gräberplättchen: Für einen Gesamtwert an Gräberplättchen von 1-10 gibt es 2 Siegpunkte, für einen Gesamtwert von 11-20 5 und für einen Gesamtwert von 21 oder mehr Punkten sogar 9 Siegpunkte. Wer auf dem Steineverkauf mindestens das vorletzte Feld erreicht hat, erhält nun für jeweils 2 Steine auf seinem Tableau 1 Siegpunkt. Der Spieler mit der höchsten Siegpunktzahl hat das Spiel gewonnen.
(Troudi 09.12.09)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Hans im Glück

Troudi vergibt 7 von 10 Punkten:
"Egizia" ist trotz seiner etwas umständlichen Anleitung insgesamt doch kein großes Strategiespiel, wie man bei der Autorengruppe (z.B. Maestro Leonardo) dann zunächst erwartet hätte. "Egizia" erfordert zwar durchaus eine Planung, was die eigene Runde angeht - man braucht ja Versorgung für die Arbeiter, Steine zum Bauen und Siegpunkte sind auch nicht ganz ohne - und erfordert evtl. sogar noch eine Neuplanung (aufgrund der Sphinxkarten) - besitzt in der Verteilung der Nilkarten aber ein Element, das eine genaue langfristige Planung schwierig macht und häufig eher eine kartenbedingte Anpassung bzw. Optimierung der eigenen Spielweise erfordert. Elemente wie die Versorgung der Arbeiter oder mit Steinen lassen sich dagegen aber durchaus auch für zukünftige Runden schon Mal mit planen. Zusätzlich dazu ist "Egizia" natürlich auch geprägt von scharfer Konkurrenz zwischen den Spielern, den häufig lässt man sich mal lukrative Karten oder einen Platz an den Bauwerken durch die Lappen gehen, um den Konkurrenten was wegzuschnappen oder überhaupt mitbauen zu können. Wie lukrativ die einzelnen Karten sind, erfährt man jedoch in jeder Runde neu. Bei den Bauwerken ist natürlich immer zu bedenken, dass die Beteiligung an mehreren Bauwerken immer zusätzliche Siegpunkte bringt. Wir haben es hier also mit einem Taktikspiel zu tun, dass flexibel gespielt werden muss, je nachdem, welche Nil- und Sphinxkarten vorkommen. Und die Wirkung der Sphinxkarten ist nicht zu unterschätzen, schließlich gibt es am Ende reichlich Siegpunkte dafür. Und da kommen wir auch schon zu dem Mechanismus im Spiel, das in unseren Testrunden am häufigsten kritsiert wurde: Unseren Testern erschienen die Sphinxkarten zum Teil sehr unausgewogen, was das Verhältnis von Erfüllungsbedingungen und Punktevergabe anging und da hätte man bestimmt einen gerechteren Mechanismus finden können oder die Karten schlicht und einfach weggelassen. Andere wiederum fanden, dass die Karten ein Element sind, das "Egizia" von anderen Aufbauspielen unterscheidet. Einigkeit herrschte aber in dem großen Glücksmoment, das die Karten darstellen und in der mangelnden Übersicht darüber, wie die Karten verteilt werden. Mich persönlich stört aber viel mehr die recht lahme Zweiervariante: Da hier nur jeweils ein Bauplatz abgedeckt wird, fehlt das Konkurrenzelement und das Spiel entscheidet sich letztendlich nur über die Karten. Fazit: "Egizia" ist ein gutes Taktikspiel, das einige Glückselemente enthält und wirklichen Strategiefans dementsprechend eine Spur zu seicht ist. Für Spieler, die nichts gegen ein wenig Glück haben und ein Spiel bis zur Auswertung spannend haben wollen, stellt "Egizia" eine lohnenswerte Anschaffung dar. Das Spiel ist für ca. 30 Euro im Handel zu haben.

Fragen zu Egizia? Schickt uns eine Mail.