Die Borgia

Auf einen Blick:
Verlag : Phalanx Games
Autor : Alexander S. Berg
Grafik : Franz Vohwinkel
Spieleranzahl : 3-5
Alter : ab 12
Dauer : ca. 90 min.
Erscheinungsjahr : 2003

Art: Taktikspiel




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Die Borgia von Phalanx

Das Spielmaterial
60 Spielkarten - 30 Kardinalsspielsteine - 120 Dukaten-Münzen - 1 Papst-Figur - 1 Spielzuganzeiger - 5 Siegpunktanzeiger - 5 Familienblätter - 1 Wahlblock - 1 Spielregel

Die Spieler werden - wieder einmal - in das Zeitalter der Renaissance nach Italien versetzt. Dort verkörpern sie die Oberhäupter fünf mächtiger Familien. Diese setzen ihren Einfluss und ihren Reichtum dazu ein, schließlich die Würde zu erlangen, die in Italien die höchste Würde überhaupt darstellte: Nämlich das Amt des Papstes. Das Spielziel ist es, der Spieler mit den meisten Siegpunkten zu werden.

Zunächst einmal sucht sich jeder Spieler ein Familienblatt und eine Farbe aus. Spielt man nicht in voller Besetzung, sollte das Borgia-Familienblatt aber auf jeden Fall gewählt werden, da sich darauf der Rundenmarker befindet. Jeder Spieler erhält außerdem 100 Dukaten Startkapital, 4 Kardinalsspielsteine, dazu noch 4 Handkarten (Karten die sofort gespielt werden müssen, werden auch sofort gespielt und offen vor dem Spieler abgelegt). Es gibt vier wesentliche Arten von Karten, die sofort ausgespielt werden müssen: Dies sind Städte, Außenstehende Familien, Künstler und Ämter. Städte werden immer einzeln ausgelegt, die anderen drei Kartenarten können entweder einer Stadt zugeordnet sein (jeweils eine Karte von jeder Art in einer Stadt; Städte bringen Siegpunkte, Einkommen und gewähren Schutz; Außenstehende Familien bringen der Stadt zusätzliche Machtpunkte; Künstler kosten einmalig ein Gönnerschaftshonorar, bringen dafür aber Siegpunkte; Ämter bringen Einkommen, außerdem Stimmen bei der Papstwahl), dann sind sie geschützt, oder können einzeln ausliegen, dann sind sie ungeschützt. Andere Karten müssen nicht sofort ausgespielt werden, sondern können auf der Hand behalten werden. Danach werden noch 12 Karten verdeckt in der Tischmitte ausgelegt (bei 4/5 Spielern). Danach beginnt dann die erste Runde (drei Runden werden insgesamt gespielt).

Der älteste Spieler ist in der ersten Runde der Papst und somit auch der Startspieler. Der Papst beginnt die Runde, danach sind im Uhrzeigersinn alle anderen Spieler an der Reihe. Jeder Spieler hat dann folgende Optionen:

1. Entweder eine Handkarte "Spion" ausspielen und sich eine von den 12 verdeckten Karten aus der Tischmitte aussuchen und auf die Hand nehmen oder sofort ausspielen, oder eine von den verdeckten Karten in der Tischmitte aufdecken und diese zur Versteigerung anbieten. Dabei gibt der aktive Spieler das erste Gebot ab, danach folgen im Uhrzeigersinn die anderen Spieler. Ein Spieler kann passen, darf dann aber nicht wieder in die Bietrunde einsteigen. Es werden solange Gebote abgegeben, bis nur noch ein Spieler übrig bleibt. Dieser bezahlt dann sein Gebot an die Bank und darf sich die Karte nehmen.

2. Danach hat der aktive Spieler die Option, eine oder mehrere Handkarten auszuspielen. Außerdem kann er Künstler, Ämter etc. zwischen seinen Städten verschieben.

3. Der aktive Spieler kann nun noch versuchen, gegnerische Karten zu übernehmen. Übernahmeversuche und Verteidigung werden mit Machtpunkten durchgeführt. Will der aktive Spieler eine gegnerische Karte übernehmen, die ungeschützt ist, muss er dafür keine Machtpunkte einsetzen, dies könnte sich aber empfehlen, weil der Verteidiger noch Machtpunkte ausspielen kann. Machtpunkte werden immer in der Form von Condottiere-Karten ausgespielt, die ein Spieler auf der Hand hat. Beide Spieler können bei einer Übernahme einmalig beliebig viele Condottiere von der Hand ausspielen, müssen diese allerdings auch entlohnen (den Geldwert unter "Sold" an die Bank abgeben). Der Spieler mit dem höheren Anzahl an Machtkarten gewinnt. Das gleiche Prinzip wird bei dem Übernahmeversuch einer geschützten Karte angewendet: Man kann niemals eine einzelne Karte aus einer Stadt nehmen, die diese Karte schützt, sondern man erhält bei einem Sieg alle Karten (inkl. der
Stadt). Die Stadt weist allerdings schon Machtpunkte auf (zzgl. evtl. Karte "Außenstehende Familie"), die der Angreifer erst mit einer Condottiere-Karte übertreffen muss. Zusätzlich kann der Verteidiger natürlich, genau wie bei der Übernahme von ungeschützten Karten, ebenfalls einmalig Condottiere ausspielen. Der Spieler mit der höchsten Gesamtanzahl an Machtpunkten gewinnt. Ist der Angreifer erfolgreich, darf er die eroberten Karten sofort in seine Auslage legen. Übernimmt er dabei Künstler, muss er für diese erneut das Gönnerschaftshonorar bezahlen (kann er dies nicht, ist ein Angriff von herein nicht erlaubt). Haben beide Spieler gleich viele Machtpunkte, gewinnt der Verteidiger. Auch das Familienblatt zählt als eine Stadt, die den Stammbesitz eines jeden Spielers ausmacht. Es können zwar so beschützte Karten übernommen werden, aber nicht die Stadt an sich.

Wenn alle 12 Karten aus der Tischmitte versteigert oder durch Spione übernommen worden sind, endet die Runde. Dann wird zunächst einmal die Endphase der betreffenden Runde eingeläutet: Zunächst einmal erhält jeder Spieler sein Einkommen, das sich aus dem Wert auf dem Familienblatt und allen ausliegenden Karten eines Spielers berechnet. Danach kommt es zur Papstwahl: Jeder Kardinalsspielstein entspricht 3 Stimmen, außerdem können auch Ämter Stimmen haben. Jeder Spieler rechnet die Gesamtanzahl seiner Stimmen aus. Der neue Bewerber für das Amt des Papstes muss mindestens die Hälfte dieser Stimmen auf sich vereinigen können, um erfolgreich zu sein. Der erste Wahlgang findet geheim statt, jeder kann für jeden Stimmen und seine Stimmen auch aufteilen. Ist nach dem ersten Wahlgang keiner erfolgreich gewesen, wird öffentlich verhandelt, bis ein neuer Papst bestimmt wurde. Dieser Papst erhält sofort 10 Siegpunkte, dementsprechend bewegt er den Spielstein auf seinem Familienblatt weiter. Als nächstes erhalten dann alle Spieler Siegpunkte, die sie auf vor sich ausliegenden Karten haben. Außerdem erhält man pro angefangene 10 Dukaten einen zusätzlichen Siegpunkt. Zum Schluss der Runde hat der Papst noch einige Aufgaben: Zunächst einmal muss er Kardinalsspielsteine in Höhe der Anzahl der Mitspieler verteilen. Er selber darf sich dabei maximal einen Spielstein mehr nehmen, als der Spieler, der neben ihm die meisten Kardinalsspielsteine erhalten hat.  Außerdem muss der Papst Ämter abgeben, die er bisher inne hatte. Er kann sie beliebig an Mitspieler verteilen. Die dritte Papstaktion ist optional: Der Papst kann die Ämter der Mitspieler umverteilen, dabei muss allerdings jeder Spieler wieder so viele Ämter erhalten, wie er vorher hatte. Danach werden erneut 12 Karten verdeckt in die Tischmitte gelegt, und der Papst beginnt mit der neuen Runde. Das Spiel endet nach drei Runden. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten auf seinem Familienblatt ist dann der Gewinner des Spiels.

Als Zusatzregel werden in der Spielregel "Verhandlungen" vorgeschlagen, die jeder Spieler beliebig in seinem Zug und vor der Papstwahl durchführen darf. Frei gehandelt darf dabei mit Dukaten und Karten werden. Der Handel mit Ämtern bedarf der Zustimmung durch den Papst. Der Handel mit Kardinälen und Stammbesitzen ist nicht möglich.
(Troudi 13.12.2004)

Troudi vergibt 8 von 10 Punkten:
Als das Spiel erschien, unterschied es sich deutlich von den anderen Spielen, die bis dahin von Phalanx veröffentlicht worden waren. Tatsächlich ist das Spiel bis heute eher wenig beachtet worden. Dabei lohnt sich dieses Spiel wirklich: Der Mechanismus ist gut durchdacht und die Spielregel lässt keine Fragen offen. Die Karten sind optisch schön gestaltet, das gesamte Layout ist sehr wohlgefällig. Das Spiel verknüpft geschickt Strategie, Versteigerung und Interaktion, so das "Die Borgia" durchgehend spannend und keine Sekunde langweilig ist. Die Verhandlungen sollten auf jeden Fall mit eingebaut werden, da sie dem Spiel noch einen zusätzlichen Reiz geben. Besonders gut gefällt mir, dass kein Spieler den anderen davonziehen kann und man eigentlich noch bis zum Schluss die Möglichkeit hat, das Spiel für sich zu entscheiden. Auch ist schön, dass selbst ein Spieler der dreimal hintereinander Papst wird, das Spiel nicht unbedingt gewinnen muss. Insgesamt ist ein guter Blick für die Aktionen der Mitspieler erforderlich, um eigene Aktionen sinnvoll im Voraus planen zu können, um dann so aus jeder Situation seinen eigenen Vorteil schlagen zu können. Das Spiel ist allerdings relativ schnell vorbei, und drei Runden erscheinen im Nachhinein ziemlich wenig. Wir haben es deshalb einfach mit 4 Spielrunden ausprobiert, tatsächlich gewinnt das Spiel dadurch an Spannung. Allerdings hinterlässt der Preis einen bitteren Nachgeschmack, hat dieses Kartenspiel doch den Preis eines Brettspieles. Trotzdem ist das Geld damit sehr gut investiert. Wer keine Lust hat es für den Preis zu kaufen, sollte es auf jeden Fall mal ausprobieren!

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