Caligula

Vielen Dank an Heidelberger für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:                        
Verlag : Post Scriptum 
Autor : Pierluca Zizzi
Grafik  : Paolo Vallerga
Spieleranzahl :  2-5 Spieler
Alter : ab 14 Jahren
Dauer : ca. 60 min.
Erscheinungsjahr : 2009

Spielart : Taktikspiel



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Caligula von Post Scriptum

Das Spielmaterial
55 Civitaskarten (Bürgerkarten) (11 Legionärskarten - 11 Tribunkarten - 11 Prätorianerkarten - 11 Volkskarten ("plebs")  - 11 Adeligenkarten ("nobiles"))  - 20 Intrigenkarten ("coniura", davon 10 mit Intrigen- und 10 mit Intrigen- und Dolchsymbol) - 6 Sequentiakarten - 10 Imperatorkarten ("augustus") - 5 Zugreihenfolgekarten ("ordo") - 14 Dolchkarten ("pugio", davon 7 mit Dolch- und 7 mit Dolch- und Intrigensymbol) - 6 Verschwörungspunktmarker - 47 Siegpunktmarker - 1 Marker "Primus Inter Pares" - 1 Marker "Sequentia" - 40 SPQR-Marker - 5 Gunstmarker - 1 Plättchen "Pugio" - 1 Plättchen "Coniura" - 1 Spielregel

Das Leben im Alten Rom war kein Zuckerschlecken. Wenn man es da zu etwas bringen wollte, musste man schon äußerst brutal vorgehen und dabei Verbündete finden, Leute bestechen oder für sich einnehmen und auch schon mal den Dolch zucken. Außerdem musste man noch wissen, mit wem man sich verschwören zu hatte und warum. Hatte man es dann einmal zu etwas gebracht, dann musste man diese Position auch halten. Besonders als Kaiser war das schwer, denn schließlich gab es zahlreiche andere Aspiranten, die genau wie der Kaiser selber die verschiedenen Vorgehensweisen zur Erlangung von persönlicher Macht kannten. Welcher der Spieler kann sich auf diese Weise also hocharbeiten und es in Rom zu Ruhm und Ehre bringen?

Vor dem Spiel wählt jeder Spieler eine Farbe und nimmt sich die 8 SPQR- und den Gunstmarker in seiner Farbe. Die 5 verschiedenen Arten von Bürgerkarten werden getrennt gemischt und als verdeckte Nachziehstapel nebeneinander gelegt. Von jedem Stapel werden die beiden obersten Karten aufgedeckt und offen unterhalb des jeweiligen Stapels abgelegt. Unter die mittlere Spalte legt man den amtierenden Imperator, der zu Spielbeginn immer Caligula ist. Von den anderen Imperatorkarten entfernt man bei 2 oder 3 Spielern Claudius, Commodus und Nero und bei 4 oder 5 Spielern Domitianus, Vitellius und Elagabalo. Aus den übrigen Karten werden nun zwei Kandidaten gezogen und unterhalb des amtierenden Imperators abgelegt. Links und rechts daneben kommen die Stapel mit den Intrigen- und Dolchkarten, auf die jeweils das entsprechende Plättchen gelegt wird. Darunter werden die Sequentiakarten in der Reihenfolge gelegt, wie in der Anleitung gezeigt. Die Zugreihenfolgekarten für die entsprechende Spieleranzahl werden zufällig an die Spieler verteilt und evtl. nicht benötigte dieser Karten kommen aus dem Spiel.

Das Spiel geht über eine unbestimmte Anzahl von Runden. Dabei besteht jede Runde aus insgesamt drei Phasen, die im Detail folgendermaßen ablaufen:

1. SPQR-Marker setzen
In Spielerreihenfolge setzt jeder Spieler immer 1 Marker auf eine der 10 Bürgerkarten auf der Spielfläche, bis alle Spieler alle ihre Marker eingesetzt haben. Dabei werden Felder immer von links nach rechts benutzt. Außerdem können Karten mit Zahlen nur benutzt werden, wenn die Zahl mindestens der Mitspieleranzahl entspricht. Alle Spieler haben den gleichen Satz von SPQR-Markern mit den Werten -1 bis 6. Die Marker werden immer verdeckt auf die Bürgerkarten eingesetzt und dürfen nach dem Einsetzen nicht mehr angesehen werden. Auf eine Karte kann mehr als ein Marker eines Spielers gesetzt werden.

2. Karten auswerten
Es werden Sequentiakarten ausgewertet: Der Sequentiamarker wird auf die Sequentiakarte ganz links gelegt und dann mit der Auswertung dieser Karte begonnen. Danach ist die nächste Sequentiakarte rechts daneben an der Reihe usw.. Dabei gibt es drei verschiedene Kartenarten: Einmal eine Karte, die das Nachziehen von Intrigenkarten in Zugreihenfolgen erfordert; dann eine Karte, durch die man seine Zugreihenfolge an den linken Nachbarn weitergeben muss und dann noch Karten, die die verschiedenen Bürgerkarten aktivieren. Es werden dann immer die Bürgerkarten in der Reihenfolge ausgewertet, wie auf der jeweiligen Sequentiakarte angegeben. Gewertet wird dabei immer die obere Karte in jeder Spalte. Dabei gibt es verschiedene Arten von Bürgerkarten:
Wenn die Karte auf diese Art und Weise ausgewertet wurde, dann werden die Marker an ihre Besitzer zurückgegeben und die Karte kommt aus dem Spiel. Dafür kommt nun die untere Karte an ihre Stelle. Die Karte auf der unteren Position wird wiederum durch eine neue Karte vom Stapel der entsprechenden Reihe ersetzt.  In einer Runde werden alle Karten ausgewertet, d.h. die gleiche Kategorie wird immer zweimal gewertet.

Die Spieler haben die Möglichkeit, in der Zeit zwischen der Auswertung zweier Sequentiakarten eine Verschwörung zu beginnen. Dabei werden immer die Spieler in Zugreihenfolge befragt, d.h. jeder Spieler in Zugreihenfolge kann sich entscheiden, die Verschwörung zu beginnen. Möchte das kein Spieler, wird einfach die nächste Sequentiakarte ausgewertet bzw. die Runde ist beendet, wenn keine weitere Sequentiakarte mehr vorhanden ist.

Wenn eine Verschwörung eingeleitet wird, dann wird im Rahmen der Phase "Komplott" zunächst festgelegt, wer die Verschwörung anführen will. Wenn der gefragte Spieler eine Verschwörung einleiten will, dann muss er mindestens eine Karte mit dem Verschwörungssymbol darauf ausspielen. Die anderen Spieler können nun in Zugreihenfolge:
Danach wird dann die Phase "Gunst" gespielt. Der Anführer der Verschwörung legt zunächst fest, welcher der beiden Kandidaten im Falle des Erfolgs der nächste Imperator werden soll. Danach legt er seinen Gunstmarker auf den bisherigen Imperator oder auf den festgelegten Kandidaten. In Zugreihenfolge können nun alle Teilnehmer an der Verschwörung ihren Gunstmarker entweder auf den Kandidaten oder auf den Imperator legen. Dabei können nur so viele Marker auf eine der beiden Karten gelegt werden, wie sich Felder darauf befinden.

Letztendlich kommt es in der dritten Phase dann zum "Mordanschlag": Jeder Spieler, der nicht an der Verschwörung teilnimmt, kann nun genau ein Dolchsymbol ausspielen, um die Lebenspunkte des Imperators um eins zu erhöhen. Danach sind in Zugreihenfolge die Verschwörer an der Reihe: Jeder kann ein oder mehrere Dolchsymbole vor sich auslegen. Kein Spieler muss Dolchsymbole auslegen. Nun wird überprüft, ob der Imperator ermordet wurde oder nicht: Wenn mindestens so viele Dolchsymbole von den Verschwörern ausgespielt wurden, wie dies der Anzahl von Lebenspunkten auf der Imperatorkarte (zzgl. evtl. von den Nicht-Verschwörern ausgespielten Dolchsymbolen) entspricht, dann gehen die Gunstmarker auf dem bisherigen Imperator an die Besitzer zurück. Die Karte kommt aus dem Spiel und wird durch die Karte des Kandidaten ersetzt. Die Kandidatenkarte wird wiederum durch eine Karte vom Stapel ersetzt. Überlebt der Imperator, dann erhalten die Besitzer die Marker vom Kandidaten zurück. Dann wird die Belohnung verteilt: Ist der Imperator ermordet worden, erhalten alle Spieler in Zugreihenfolge, die mindestens ein Dolchsymbol ausgespielt haben, einen Siegpunkt. Der Anführer bekommt zusätzlich einen Verschwörungspunkt. Überlebt der Imperator, dann gibt es für niemanden Siegpunkte. Wenn die Ermordung des Imperators erfolgreich war, dann darf es in dieser Runde (also bis alle Sequentiakarten ausgewertet wurden) keine weiteren Verschwörungen mehr geben. Andernfalls kann es in der gleichen Runde noch mehrere Verschwörungen geben.

3. Ende der Runde
Sobald alle Anweisungen der letzten Sequentiakarte befolgt wurden, ist die Runde beendet. SPQR-Marker und Gunstmarker, die bereits auf Karten gelegt wurden, bleiben dort liegen. Für einen auf dem Imperator liegenden Gunstmarker erhält der Spieler soviele Siegpunkte, wie auf der Imperatorenkarte angegeben. Falls jetzt noch 10 Bürgerkarten ausliegen, beginnt die nächste Runde.

Das Spiel endet, wenn bei Rundenende nicht noch 10 Bürgerkarten auf der Spielfläche ausliegen. Nun wird nochmals eine normale Verschwörung durchgeführt, allerdings werden keine Gunstmarker mehr eingesetzt. Alle Spieler, die mindestens ein Dolchsymbol ausgespielt haben, bekommen 1 Siegpunkt, der Anführer einen zusätzlichen Verschwörungspunkt. Wenn der Imperator überlebt, dann bekommt niemand Siegpunkte.  Jeder Spieler zählt nun, wieviele Siegpunkte er hat (Verschwörungspunkte zählen auch als Siegpunkte). Der Spieler mit den meisten Siegpunkten hat das Spiel gewonnen. Gleichstände werden über den Marker "Primus Inter Pares", Anzahl der Verschwörungspunkte und dann die höchste Anzahl an Karten aufgelöst.
(Troudi 20.06.10)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Post Scriptum
- Die Homepage von Heidelberger

Troudi vergibt 7 von 10 Punkten:
"Caligula" ist ein interessantes Spiel, wenn man es erst einmal verstanden hat. Und das ist nicht ganz einfach, da die Anleitung relativ unklar ist und der Einstieg in das Spiel daher nicht einfach ist. Auch danach, bei einer ersten oder zweiten Partie, wird man sich wohl schwer tun, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Bürgerkarten und der Verschwörungsphase zu erkennen. Das liegt vor allem an der Komplexität, mit der die Bürgerkarten gestaltet wurden: Alle haben tatsächlichen Einfluss auf andere Karten und auf das Spielgeschehen, auch wenn das vielleicht zunächst so nicht ersichtlich ist. Durch die Verschiebung von Sequentiakarten kann es z.B. dazu kommen, dass Bürgerkarten gar nicht oder häufiger in einer Runde gewertet werden etc. oder durch das Vertauschen von Bürgerkarten kann es dazu kommen, dass Bürgerkarten, auf denen SPQR-Marker liegen, in dieser Runde nicht mehr gewertet werden und die Spieler dort bis zur nächsten Runde festhängen etc.. Wichtig ist für die Phase mit den Bürgerkarten auf jeden Fall, dass man sich in dieser Phase auf die Verschwörung vorbereiten kann. In der Verschwörungsphase spielt man ein (etwas chaotisches) Bietspiel, bei dem die Verschwörer in der Regel gute Erfolgssaussichten haben, da es schwer zu erkennen ist, dass alleine die Nichtteilnahme an der Verschwörung zu einer potentiellen Niederlage der Verschwörer führt. Denn auch ein einzelner Spieler kommt gegen einen Kaiser mit einem Wert von 2 oder 3 und jeweils einer ausgespielten Dolchkarte pro nichtteilnehmenden Spieler meist klar. Daher geht es in den Verschwörungsphasen viel mehr darum zu verhindern, dass immer der gleiche Spieler der Anführer der Verschwörung ist, denn der dafür ausgeschüttete eine Siegpunkt macht sich am Ende des Spiels doch bemerkbar. Als Mitverschwörer kriegt man auf der anderen Seite aber auch noch einen Siegpunkt, wenn man einen Dolch ausgespielt hat - hier ist also ein gewisses Maß an Fingerspitzengefühl notwendig. Also gilt es in "Caligula" auch, Karten zu sammeln, um selber die Anführung der Verschwörung übernehmen zu können, was schon frustrierend sein kann, wenn man immer nur Karten zieht, auf denen nur ein Symbol ist. Bei dem interessanten "Vorgeplänkel" im Rahmen der Bürgerkarten hätte man sich wohl was besseres überlegen können. Dazu kommt noch eine relativ hohe Spieldauer, die durch die relativ umständliche Reihenfolgeregelungen im Spiel (Reihenfolge in Form der Ordokarten) entsteht und das Spiel etwas hakeln lässt. Diese erwähnten Umstände werden ein Kriterium sein, dass viele Spieler das Spiel nach einem ersten Anspielen oder Lesen der Regeln eher nicht wieder oder weiterspielen werden. Das Fazit lautet insgesamt: "Caligula" ist ein interessantes und intelligentes Spiel mit relativ hoher Einstiegshürde und verlangt den Spielern einen hohen Grad von Spieldisziplin ab, wodurch es eher für Vielspieler geeignet ist, die bereit sind, sich auf das Spiel einzulassen. Man wird aber mit einem wirklich guten Spiel belohnt. Das Spiel ist für ca. 25 Euro im Handel zu haben.

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