Britannia

Vielen Dank an Heidelberger Spieleverlag / FFG für ein Rezensionsexemplar

Auf einen Blick:
Verlag : Fantasy Flight Games
Autor: Lewis E. Pulsipher
Spieleranzahl : (2)3-5 Spieler (optimal 4)
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : ca. 180-300 min.
Erscheinungsjahr : 2005
 
Spielart: Strategiespiel

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Britannia von FFG

Das Spielmaterial
1 Spielplan - 219 Militäreinheiten - 17 Völkerkarten - 175 Siegpunktchips - 16 Bevölkerungsmarker - 1 Rundenmarker - 5 Würfel - 1 Anleitung

Britannien als das "Vereinigte Königreich" - das war nicht immer so. Denn besonders im 1. Jahrtausend nach Christus versuchten ständig neue Völker, in Britannien Fuß zu fassen und sich dort niederzulassen, wozu natürlich die einheimischen Völker - wie z.B. Briganten, Pikten, Belgae etc. - vertrieben werden mussten. Besonders die skandinavischen Seefahrer landeten immer wieder gerne auf der Insel. Wirklich geschafft haben es dann aber schließlich nur die Normannen, die nach ihrer Landung 1066 nach und nach ganz Britannien unterwarfen - und blieben. Die Spieler übernehmen nun die Kontrolle über verschiedene Völker und versuchen, das Schicksal Britanniens bis 1066 neu zu schreiben.

Vor dem Spiel erhält jeder Spieler die Kontrolle über ein Volk. Jeder Spieler sucht sich eine Farbe aus, wobei jeder Farbe mehrere Völker zugeordnet sind (Blau: Belgae, Angeln, Normannen, Pikten; Rot: Briganten, Iren, Sachsen, Wikinger; Grün: Dänen, Kaledonier, Jüten, Waliser; Gelb: Römer, Romano-Briten, Norweger, Schotten, Dubliner). Am Anfang sind nur die Briganten, die Pikten, Kaledonier, Waliser, Belgae und Römer im Spiel. Jeder Spieler legt die betreffende Völkerkarte vor sich ab. Auf der Völkerkarte ist jeweils angegeben, in welchen Runden die Spieler für diese Völker Punkte erhalten, wann dieses Volk einen Anführer kriegt und welche besonderen Aktionen es in bestimmten Runden durchführen darf. Außer für die Römer stellt jeder Spieler den Bevölkerungsmarker für sein Volk auf die Bevölkerungsleiste des Spielplans. Die Einheiten werden in die Provinzen verteilt, wie in der Spielregel angegeben. Die Einheiten der Römer kommen in den Ärmelkanal.

Das Spiel verläuft in Runden, wobei in jeder Runde alle Völker in einer festgelegten Reihenfolge drankommen. Für jede Runde stehen besondere Ereignisse bei den einzelnen Völkern: Einheiten neuer Völker werden - wie angegeben - in den Seegebieten aufgestellt und außerdem ist hier vermerkt, ob es bestimmte Ereignisse für die einzelnen Völker gibt. Diese besonderen Ereignisse kann der Spieler, der das betreffende Volk kontrolliert, immer dann durchführen, wenn er an der Reihe ist. Es gibt folgende besondere Ereignisse/Eigenschaften:
Immer wenn ein Volk an der Reihe ist, kann/muss der kontrollierende Spieler folgende Aktionen in genau dieser Reihenfolge durchführen:

1. Bevölkerungswachstum
Der Spieler überprüft nun, wieviele Gebiete mit seinen Einheiten besetzt sind. Für jedes normale Gebiet (grüne Ebenen) erhält der Spieler 2 Punkte, für jedes Gebiet mit schwierigem Gelände (braune Gebiete) erhält der Spieler 1 Punkt. Der Spieler rückt seinen Bevölkerungsmarker dementsprechend nach vorne. Für je 7 Punkte erhält der Spieler eine weitere Einheit dieses Volkes aus seinem Vorrat, die er in einem beliebigen Gebiet seines Volkes aufstellen darf. Ein Volk kann maximal soviele Einheiten besitzen, wie es Marker für diese Einheiten gibt. Punkte verfallen nicht und Restpunkte bleiben für die nächste Runde bestehen. Die Sachsen können in der 12. und 13. Spielrunde für jeweils 2 Bevölkerungspunkte eine Burg in einem eigenen Gebiet errichten. Diese zählen wie normale Einheiten, können sich aber nicht bewegen. Der sächsische Spieler kann maximal 8 Burgen abzüglich der Anzahl eigener Gebiete bauen. Die Römer, Normannen und Norweger erhalten automatisch Nachschub.

2. Bewegung
Ein Spieler kann nun alle Einheiten eines Volkes bewegen. Verlässt er ein Gebiet komplett, ist dies nicht länger von diesem Volk besetzt. Kommt er in ein Feld, in dem sich feindliche Einheiten befinden, kommt es zum Kampf. Er kann durch dieses Feld hindurchziehen, falls sich mindestens doppelt so viele eigene Einheiten wie feindliche Einheiten darin befinden. In einem normalen Landfeld können maximal 3 Einheiten eines Volkes stehen (Römer: beliebig viele), in Feldern mit schwierigem Gelände maximal 2 (Römer: max. 4 Einheiten). In einem Feld darf diese Begrenzung überschritten werden. Eine normale Einheit kann sich bis zu 2 Gebiete weit bewegen, Kavallerieinheiten und Römer sogar bis zu 3 Gebieten weit. Eine Bewegung endet sofort, wenn ein Gebiet mit schwierigem Gelände betreten wird. Die Römer verbrauchen keine Bewegungspunkte, wenn sie durch Gebiete ziehen, in denen ein römisches Kastell steht. Diese Begrenzungen werden allerdings nur nach der Bewegung relevant. Während dieser Phase können Einheiten auch über See bewegt werden, falls das betreffende Volk in dieser Runde über Boote verfügt. Wenn ein Volk einen Anführer hat, dürfen sich Einheiten mit diesem Anführer bis zu drei Gebiete weit bewegen und müssen nicht in schwierigem Gelände anhalten.

3. Kampf
Jede Einheit schlägt eine gegnerische Einheit mit einer 5 oder 6 in normalen Gelände. Im schwierigen Gelände schlägt der Angreifer nur mit einer 6, der Verteidiger aber ganz normal mit einer 5 oder 6. Alle römischen Einheiten und Kavallerieeinheiten schlagen mit einer 4, 5 oder 6, können aber nur mit einer 6 geschlagen werden. Römische Feldlager und sächsische Burgen kämpfen wie normale Einheiten. Da beide Spieler für ihre Einheiten würfeln, können auch beide Spieler Truppen verlieren. Für je einen erfolgreichen Schlag muss der Gegner jeweils eine Einheit entfernen. Ist der Kampf danach noch nicht entschieden, haben beide Spieler die Möglichkeit, sich zurückzuziehen. Der Verteidiger muss sich in ein angrenzendes neutrales oder eigenes Gebiet zurückziehen, in dem sich keine fremden Einheiten aufhalten dürfen. Der Angreifer muss sich in das Gebiet zurückziehen, aus dem er gekommen ist. Zieht sich keiner zurück, gibt es eine weitere Kampfrunde. Verliert ein Volk alle Gebiete und gibt es auch keinen Nachschub mehr, ist dieses Volk eliminiert. Erobert ein Volk dagegen sein erstes Gebiet und behält dieses, wird für dieses Volk ein Bevölkerungsmarker auf die Leiste gelegt. Auch in der Kampfphase gibt es wieder einige Besonderheiten:
4. Rückzug nach einem Raubzug
Einheiten von Völkern, die in dieser Runde einen Raubzug durchführen durften, können sich nun wieder in das Seegebiet zurückziehen, in dem sie angefangen haben. Dazu müssen sie noch nicht einmal in einem Gebiet stehen, das unmittelbar an dieses Seegebiet angrenzt.

5. Überbevölkerung
Am Ende eines Zuges muss jedes Volk überprüfen, wieviele Einheiten es versorgen kann. Daher kann ein Volk maximal doppelt so viele Einheiten haben, wie es Landgebiete besitzt. Überschüssige Einheiten müssen vom Spielplan entfernt werden.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wann und wofür ein Volk Siegpunkte erhält:
Das Spiel endet nach der 16. Runde. Jeder Spieler nimmt dann alle Punktechips, die seine einzelnen Völker erhalten haben und rechnet diese zusammen. Der Spieler mit den meisten Siegpunkten ist der Gewinner des Spiels.

Britannnia mit anderen Spieleranzahlen:
(Troudi 13.03.06)

Weitere Infos:
- Die Homepage von Fantasy Flight Games
- Die Homepage vom Heidelberger Spieleverlag

Troudi vergibt 8 von 10 Punkten:
Ganz neu ist "Britannia" natürlich nicht mehr, sondern hat ja auch schon einige Jährchen auf dem Buckel. Allerdings legt FFG hier nun eine komplett überarbeitete Variante vor, die vor allem wesentlich übersichtlicher ist und wesentlich schöneres und besseres Spielmaterial beinhaltet und auch einige leichte Regelmodifikationen beinhaltet. Grundsätzlich haben wir es in "Britannia" mit einem ziemlich ausgeklügelten Spiel zu tun, dass (bei 4 Spielern) so funktioniert, dass jeder Spieler tatsächlich die gleichen Siegchancen hat. Interessant ist vor allem die Festlegung einer Reihenfolge der Völker und die Einbindung bestimmter historischer Ereignisse in das Spiel. Diese historische Anknüpfung verleiht dem Spiel eine besondere Atmosphäre, die nur in ganz wenigen Spielen zu finden ist. In erster Linie geht es in "Britannia" darum, mit den Einheiten seines Volkes zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein, um dafür Siegpunkte zu kriegen. Gerade in den frühen Runden kann man aber auch schon einmal Einheiten verheizen, wenn man dafür wenigstens eine römische Einheit oder ein römisches Kastell erledigen kann, da es dafür Siegpunkte gibt. Hat ein Volk nach das schönste und größte Gebiet, muss man doch immer eines im Hinterkopf behalten: Schon bald werden wieder neue Invasoren kommen, die auch dieses Gebiet wieder unterwerfen werden. Jedes Volk hat also einen bestimmten Zeitraum zur Verfügung, Punkte zu machen und so zum Sieg des Spielers beizutragen. Daher wird man beim ersten Spiel auch noch keinen großen Überblick haben, da es doch immer sehr reizvoll zu sein scheint, ein großes Gebiet zu beherrschen. Dabei sollte man immer bedenken, dass ein großes Gebiet aber auch verteidigt werden will und es nicht unbedingt für alle Gebiete Punkte gibt. Aber hier gibt es sicherlich Dutzende von Taktiken, wie man selber das Spiel gewinnen kann. Ein Wort noch zur Unterwerfung: Diese ist vor allem nützlich, um das eigene Überleben zu sichern, denn die Römer sind einfach zu stark. Hier ist dann weniger oft mehr fürs eigene Volk, denn lieber überleben und später noch Punkte machen, als ganz von der Bildfläche zu verschwinden. Einziges Manko in "Britannia" ist nach wie vor das Kampfsystem, das dann doch sehr glücksabhängig ist. Aber es kommt nicht nur auf Kämpfe an, daher schlägt das Würfeln nicht so zu Buche. Insgesamt ist und bleibt "Britannia" mit 4 Spielern ein hochinteressantes, kurzweiliges und spannendes Spiel, das sich auf jeden Fall lohnt. Von den anderen Spieleranzahlen ist eher abzuraten: Mit 3 Spielern dauert das Spiel dann doch sehr lange und man kommt früher oder später in die blöde Situation, mit einem eigenen Volk gegen ein anderes eigenes Volk kämpfen zu müssen. Mit 5 Spielern ist das Problem, dass Völker schon mal ausscheiden können und der eine oder andere Spieler dann ewig rumsitzt, weil sein nächstes Volk noch nicht im Spiel ist. Am interessantesten sind dann da noch die 2-Spieler-Szenarios, die einen schnellen Einstieg ins Spiel ermöglichen und relativ schnell gespielt werden können - auch eine interessante Variante. Fazit: "Britannia" unbedingt ausprobieren. Die englische Ausgabe ist für - sehr preiswerte - ca. 33 Euro im Handel zu haben, eine deutsche Ausgabe ist aber ebenfalls in Vorbereitung.

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