Anno 1452

Auf einen Blick:
Verlag : Piatnik
Autor : Gerhard Kodys
Grafik : Christine Grüneisen
Spieleranzahl : 2-4
Alter : ab 12 Jahren
Dauer : 2 - 4 Stunden
Erscheinungsjahr : 1999

Spielart: Strategiespiel

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Das Spielmaterial
1 Spielbrett - 64 Besitzsteine - 96 Bürgersteine - 12 Söldnerfiguren - 9 Markierungssteine - 32 Stadtplättchen - 24 Plättchen "Vermindert" - 120 Geldmünzen - 3 Plättchen "Spielende" - 6 Würfel - 4 Übersichtskarten - 107 Spielkarten - 1 Spielanleitung

Wir kehren zurück in das späte Mittelalter und damit in die Zeit, in der im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation die Kaiser noch von den 7 Kurfürsten gewählt wurden. Doch bis dahin war es ein steiniger Weg und der Schlüssel zur Kaiserwürde verlief über mehrere Königswahlen, die seit 1273 durchgeführt wurden. Historisch gesehen konnten sich hierbei letztendlich die Habsburger durchsetzen, in diesem Spiel soll es nun einer der Spieler sein, der am Ende die meiste Macht hat und die Kaiserwahl für sich entscheiden kann.

Vor dem Spiel erhält jeder Spieler alle Spielsteine einer von ihm gewählten Farbe, außerdem 15 Goldmünzen und eine Übersichtskarte. Er setzt außerdem einen Markierungsstein auf das Feld 10 der Prestigeleiste. Der schwarze Zeitstein wird auf das Feld "Interregnum" gesetzt, die Söldnerfiguren und alle Plättchen werden neben dem Spielplan bereitgelegt. Danach werden die Karten getrennt: Die beiden Königskarten bleiben zunächst noch aus dem Spiel, die Besitzkarten kommen als offener Stapel auf das rechte der drei Kartenfelder. Die Aktionskarten werden gemischt und jeder Spieler nimmt 5 auf die Hand. Sollte ein Spieler dabei Karten erhalten, die sofort ausgespielt werden müssen, kommen diese zurück in den Stapel und der Spieler zieht eine neue Karte. Für die erste Runde wird die Spielerreihenfolge ausgewürfelt, der Spieler mit der höchsten Zahl setzt seinen Stein auf die 1 der Spielerreihenfolge, die anderen Spieler ihrem Würfelergebnis entsprechend auch. Danach setzen die Spieler in umgekehrter Spielerreihenfolge in 2 benachbarte Gebiete jeweils 1 Besitzstein. Danach wird noch beschlossen, wieviele Runden gespielt werden und das Plättchen "Spielende" wird auf das dementsprechende Feld gelegt.

Grundsätzlich gliedert sich "Anno 1452" in ein Basis- und ein Expertenspiel. Im Folgenden werden zunächst einmal die Regeln des Basisspiels beschrieben.

Das Spiel besteht aus einer bestimmten Anzahl von Spielrunden, wobei sich jede Spielrunde in eine Aktions- und eine Ergebnisphase gliedert. Es werden in jeder Aktionsphase max. 3 dieser Phasen durchgeführt.
Nach dem Abschluss der ersten Aktionsrunde wird mit 2 Würfeln gewürfelt. Nachdem diese Phase eventuell durchgeführt worden ist, wird mit drei Würfeln gewürfelt um festzustellen, ob eine dritte Phase durchgeführt wird. Keine weitere Aktionsphase wird durchgeführt, wenn eines der Würfelergebnisse vor der zweiten oder dritten Phase eine 6 sein sollte.

In jeder Aktionsphase hat jeder Spieler die Möglichkeit - in Spielerreihenfolge - genau eine der folgenden Aktionen durchzuführen:

Haben alle Spieler eine Aktion durchgeführt wird, wie oben beschrieben, ausgewürfelt, ob noch eine weitere Aktionsphase stattfindet. Ist dies nicht der Fall (oder spätestens nach der 3. Aktionphase) erfolgt die Ergebnisphase:

  1. Die Spieler ergänzen ihre Handkarten: Jeder Spieler füllt seine Karten wieder auf 5 auf. Zieht er dabei eine Sofort-Karte, muss diese auch sofort durchgeführt werden. Ziehen mehrere Spieler Sofort-Karten, wird nur die Karte des Spielers durchgeführt, der in der Spielerreihenfolge am weitesten vorne ist. Hat er mehrere Sofort-Karten nachgezogen, zieht sein linker Nachbar eine beliebige Karte davon. Außerdem kann ein Spieler vor dem Auffüllen beliebig viele - noch vorhandene - Handkarten abwerfen. Im weiteren Verlauf der Ergebnisphase hat nun jeder Spieler die Möglichkeit, genau einmal eine Aktionskarte auszuspielen. Auf solchen Karten ist unter Handlungsmöglichkeit ein "ER" angegeben.
  2. Der Spielerreihenfolge entsprechend erhält nun jeder Spieler sein Einkommen: Für jeden Besitzstein gibt es 3 Taler, für verminderte Besitzsteine dementsprechend weniger. Für einen Bürger gibt es je 1 Goldtaler, genauso wie für jede Stadt und jede Besitzkarte.
  3. Es werden Prestigepunkte vergeben: Für die Kategorien Besitzsteine, Bürger, Städte und Besitzkarten erhält jeweils der Spieler mit der höchsten Anzahl 1 Prestigepunkt, der Spieler mit der geringsten Anzahl verliert jeweils einen. Bei Gleichstand erhalten oder verlieren alle diese Spieler den Punkt. Haben alle Spieler den gleichen Besitz, wird in dieser Kategorie gar keine Wertung vorgenommen. Würde ein Spieler dabei mehr als 20 Punkte erreichen, erhält er pro Punkt über 20 5 Goldtaler; umgekehrt muss jeder Spieler, der unter die 0 sacken würde, 5 Goldtaler bezahlen. Kann ein Spieler nicht zahlen, erhalten alle anderen Spieler den dementsprechenden Betrag aus der Kasse.
  4. Ab dem Jahr 1273 (Zeitstein) wird ein König gewählt: Der Spieler mit den wenigsten Besitzsteinen wird König. Bei Gleichstand zwischen mehreren Spielern wird der Spieler mit mehr Prestigespunkten König. Der König erhält die Königskarte und somit gewisse Privilegien: Er erhält sofort 3 Prestigepunkte, er zieht sofort 3 Aktionskarten und erhält sofort 12 Söldnerfiguren, die er in der nächsten Runde einsetzen kann. Außerdem darf er sich beliebig seine Position in der Spielerreihenfolge aussuchen.
  5. Die Spielerreihenfolge wird festgelegt: Ist der König im Spiel, sucht er sich als erster seine Position aus. Ist der "Gegenkönig" im Spiel, wählt er als zweiter seine Position. Die anderen Spieler folgen in der Startreihenfolge entsprechend der Höhe ihrer Prestigepunkte.
Die Sofortkarte "Gegenkönig": Wird zu irgendeinem Zeitpunkt die Sofort-Karte "Gegenkönig" aufgedeckt, kommt dieser auch sofort ins Spiel. Der Spieler mit den meisten Besitzsteinen wird Gegenkönig, bei Gleichstand der Spieler mit mehr Prestigepunkten. Auch dieser Spieler erhält eine Karte und gewisse Privilegien: Er bekommt sofort 3 Prestigespunkte, er zieht sofort 3 Aktionskarten, er erhält die Hälfte der zum aktuellen Zeitpunkt noch vorhandenen Söldner des Königs, er darf nach dem König seine Position in der Spielerreihenfolge aussuchen und darf ebenfalls aus Provinzen angreifen, in denen er nicht mit einem Besitzstein vertreten ist.

Das Spiel endet nach der festgelegten Anzahl von Runden, also spätestens nach dem Ende der 9. Runde. Dabei gilt es zu beachten, dass in der letzten Runde nur noch das Einkommen ermittelt und Prestigepunkte vergeben werden. Alle anderen Aktionen der Ergebnisphase entfallen. Danach gibt es für jeden Spieler jeweils 1 Siegpunkt für: Jeden Besitzstein, jeweils 2 Bürgersteine, jede Stadt, jede Besitzkarte, jeweils 10 Goldtaler und für jeden Prestigepunkt. Der Spieler mit der höchsten Anzahl an Prestigepunkten.

Für das Expertenspiel ändern sich die Regeln leicht: 
  1. In der Ergebnisphase wird zwischen der 2. und 3. Aktion (Einkommen und Prestigepunkte) die Phase "Handel und Absprachen" eingeschoben. Dabei können alle Spieler beliebig miteinander Absprachen treffen, solange diese nicht gegen die Spielregeln verstoßen. An Absprachen müssen sich alle Spieler halten.
  2. Bevor die Spieler in der Ergebnisphase ihre Handkarten ergänzen, dürfen sie maximal eine Handkarte ablegen.
  3. Bei nur 2 Mitspielern werden außerdem in der Ergebnisphase 5 Karten zusätzlich gezogen und offen neben den Spielplan gelegt. In der neuen Phase "Handel und Absprachen" können die Spieler außerdem auch eine Karte im Verhältnis 1:1 mit der offenen Auslage tauschen, allerdings darf kein Spieler zweimal hintereinander mit der Auslage tauschen. Zu Beginn der nächsten Ergebnisphase werden wieder 5 neue Karten gezogen und aufgedeckt.
(Troudi 13.03.05)

Troudi vergibt 7 von 10 Punkten
"Anno 1452" ist ein großartiges Spiel. Besonders hervorzuheben sind vor allem die sehr gelungene Graphik und die historische Genauigkeit, die in diesem Spiel eingehalten wurde. Die Grundversion erhält allerdings von mir nur maximal 6 Punkte, die Bewertung gilt vor allem für die Expertenversion: Bei der Grundversion ist der Glücksfaktor durch das Ziehen der Karten und die große Wirkung von Kämpfen enorm hoch, was in der Expertenversion auf jeden Fall durch die neue Phase "Handel und Absprachen" wettgemacht wird. Gerade diese Phase verleiht dem Spiel auch eine besonders interessante Note, zumal Absprachen hierbei auch eingehalten werden müssen, was ja in neueren Spielen eher zur Seltenheit geworden ist. Aber gerade durch die Möglichkeit, Karten etc. zu tauschen, ist diese Phase z.T. spielentscheidend. Piatnik hatte sich mit diesem Spiel offensichtlich mehr vorgenommen, wurde das 5. Feld in der Leiste für die Spielerreihenfolge doch extra eingebaut, um Varianten in künftigen Erweiterungen Platz zu verschaffen. Diese Erweiterungen haben allerdings nie wirklich ihren Weg auf den Markt gefunden und teilten damit das Schicksals des Spiels: Schnell ist "Anno 1452" abverkauft worden und heute findet man es nur noch bei Ebay, dabei dann aber auch zu einem moderaten Preis. Größter Mangel bei "Anno 1452" ist sicherlich, dass das Spiel laut Verlag zwar für 2-4 Spieler geeignet ist, letztendlich aber doch nur mit 4 Spielern interessant ist, da sonst einfach zu viel Zeit verstreicht, ohne dass sich eine große Notwendigkeit für Verhandlungen oder Konflikte ergibt. Dafür gibt es einen Punkt Abzug.Vor allem für Liebhaber von Strategiespielen dürfte "Anno 1452" nach wie vor eine interessante alternative darstellen, die es sich zu erwerben lohnt.

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